„Klang-Körper-Kleid“ – Orchestermusikerinnen im neuen Gewand

In den Entwürfen steckt eine tiergehende Recherche, die die Studierenden auf Mood Boards darstellen (Foto: Olga Pfeifle)

In einer Kooperation zwischen der Hochschule Pforzheim und der Badischen Philharmonie Pforzheim entwickeln Studenten der Fakultät für Gestaltung funktionale Kleidung für Musiker.

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Welches Kleidungsstück passt zu den Bedürfnissen einer Violinistin, welches zu denen einer Cellistin? Mit diesen Fragen beschäftigten sich 13 Studierende aus dem 6. Semester Mode der Fakultät für Gestaltung und präsentierten am Montag die Entwürfe der Leitung des Theaters Pforzheim und der den Musikerinnen der Badischen Philharmonie Pforzheim.

Die Aufgabe an die Nachwuchs-Designer und ihre Professorin Claudia Throm war klar: Das Orchester soll mit der neuen Damenbekleidung ein einheitliches Erscheinungsbild erhalten. Für die männlichen Musiker ist der Frack ein Standard, für Frauen gibt es einen solchen nicht. „Die Vorschriften für Konzertbekleidung wirken häufig absurd. Bei 37 Grad im Scheinwerferlicht Seidenstrümpfe zu tragen ist doch eine Zumutung“, weiß auch Markus Huber, der Pforzheimer Generalmusikdirektor, der ebenfalls Jurymitglied war. „Die außergewöhnlichen Entwürfe der Studierenden zeigen uns, wie elegant Musikerinnen sich kleiden können – und das auf höchstem Niveau in Funktion und Materialität.“

Alle Studierenden haben mit jeweils einer Musikerin zusammengearbeitet, da die Anforderungen sehr unterschiedlich sind. „Über die Jahre habe ich Kleidung gesammelt, die ich gut bei Konzerten tragen kann. Aber es passiert mir immer wieder, dass ich meine Jacke ablegen muss, weil es auf der Bühne zu heiß ist – und da erntet man kritische Blicke“, erzählt Julie Olbert. „Als Flötistin arbeite ich viel mit dem Oberkörper und brauche dort viel Bewegungsfreiheit. Es ist mir schon einmal passiert, dass ich die Nähte an den Oberarmen gesprengt habe“, lacht die gebürtige Amerikanerin. An neue Konzertkleidung für sie und ihre Kolleginnen hatte sie schon häufig gedacht.

Sabrina Hauber und Rama Kapsreiter präsentieren den „Frack 2.0“ (Foto: Olga Pfeifle)

„Das Orchester als Klangkörper bildet eine Einheit. Hierfür auch ästhetisch eine Entsprechung zu finden, ist eine wunderbare Idee“, meint Almut Benkert, Leiterin des Fachbereichs Kreativwirtschaft des Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim und ebenfalls Jurymitglied. „Das Kooperationsprojekt zeigt, wie bereichernd die interdisziplinäre Zusammenarbeit sein kann.“

„Gelungenes Projekt mit echtem Praxisbezug“

Für die Mode-Professorin Claudia Throm, die die Kooperation leitete, ist es ein komplexes wie bereicherndes Projekt: „Die Anforderung war, ein einheitliches Bild zu schaffen. Doch es stellte sich schnell heraus, dass jeder Einzelne sehr individuelle Bedürfnisse hat. Diese unterschiedlichen Anforderungen in Einklang zu bringen ist eine große Aufgabe. Für die Studierenden ist es eine herausfordernde Gratwanderung zwischen Funktionalität, individuellen Wünschen der Musikerinnen und eigenem gestalterischem Anspruch.“

Das bescheinigt auch Professor Johann Stockhammer, Studiengangleiter Mode und Jurymitglied: „Ein in vollem Maße gelungenes Projekt mit echtem Praxisbezug, auf den wir in unserer Ausbildung großen Wert legen.“ In den kommenden drei Wochen werden die sechs Konzepte umgesetzt. Sechs Musikerinnen werden ihre maßgefertigte Kleidung dann zu einem Konzert während der Werkschau am Samstag, den 10. Februar 2018, tragen. Auch die Entscheidung der Jury wird dann bekannt gegeben: Drei der Entwürfe werden ausgezeichnet, der erste Siegerentwurf hat die Chance, künftig für alle Musikerinnen umgesetzt zu werden.

Quelle(n): pm

Besim Karadeniz
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