Enzkreis weiterhin sicherster Landkreis im Land. Pforzheim zweitsicherste Kreisstadt. Rückgang unter anderem im Bereich Straßenkriminalität und Diebstähle.
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Der Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Pforzheim ist im Jahre 2019 der sicherste in ganz Baden-Württemberg und mit den Straftaten im Zehnjahresvergleich auf dem niedrigsten Stand. Wie im Vorjahr ist der Enzkreis der sicherste Landkreis. Pforzheim ist nach Heilbronn die zweitsicherste kreisfreie Großstadt.
Die registrierten Fallzahlen sind beim Polizeipräsidium Pforzheim entgegen dem landesweiten Anstieg von +0,3 Prozent um 0,9 Prozent zurückgegangen. In der Stadt Pforzheim ist ein Anstieg von 75 Straftaten zu verzeichnen. Dabei wurden mehr Einbrüche in Gaststätten und ein Anstieg beim Computerbetrug sowie bei der Rauschgiftkriminalität registriert. Zurückgegangen hingegen sind die Zahlen bei der Straßenkriminalität, den Körperverletzungen und beim Diebstahl.
Im Enzkreis gingen die Straftaten um 411 zurück. Dies ist insbesondere beim Wohnungseinbruchsdiebstahl, den Körperverletzungsdelikten und bei den Sachbeschädigungen festzustellen.
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung
Stärker als im Landesdurchschnitt von 6,7 Prozent stiegen die Fallzahlen beim Pforzheimer Polizeipräsidium um 17,7 Prozent um 61 auf 406 Fälle an. Ein erheblicher Anteil des Anstiegs betraf ausschließlich die Landkreise Calw und Freudenstadt. Im Stadtkreis Pforzheim und Enzkreis sind die Zahlen rückläufig. Der größten Teil des Anstiegs ist auf die Exhibitionistischen Handlungen zurückzuführen, die einen Anstieg um 16 auf 51 Fälle verzeichneten, sowie bei den Fallzahlen des sexuellen Missbrauchs mit +29 auf 140 Fällen. Die Anzahl der Tatverdächtigen bei den Sexualdelikten stiegen ebenso wie die Fallzahlen an. Der Anstieg betraf sowohl die deutschen Tatverdächtigen mit +23 auf 216 als auch die der nichtdeutschen Tatverdächtigen mit +12 auf 109. Im Bereich der tatverdächtigen Asylbewerber/Flüchtlinge stieg die Anzahl um 9 auf 37 Tatverdächtige an.
Raub, Räuberische Erpressung, Räuberischer Angriff
Die Fallzahlen der Raubdelikte stiegen 2019 nach Rückgängen in den beiden Vorjahren im gesamten Präsidiumsgebiet mit acht Fällen auf 123 Fällen um 7,0 Prozent leicht an, liegen aber damit im Zehnjahresvergleich auf niedrigem Niveau.
Straßenkriminalität
Bei der ausschließlich oder überwiegend auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen begangen Straßenkriminalität gingen die Fallzahlen um -3,3 Prozent oder -124 auf 3.688 Fälle zurück und befinden sich damit auf dem zweitniedrigsten Stand im Zehnjahresvergleich. Den größten Anteil haben die Sachbeschädigungen, die knapp die Hälfte der „Straßenkriminalität“ ausmachen. Dabei sind insbesondere die Sachbeschädigungen durch Graffiti um 70,7 Prozent oder um 41 auf 99 Fälle angestiegen. Einen weiteren Schwerpunkt im Deliktsfeld „Straßenkriminalität“ belegt der Diebstahl an/aus Kraftfahrzeugen. Im Stadtkreis Pforzheim (-37 Fälle) und im Landkreis Enzkreis (-96 Fälle) sind rückläufige Zahlen festzustellen. Im Landkreis Calw wurden lediglich sieben Fälle und im Landkreis Freudenstadt zwei Fälle mehr registriert.
Körperverletzungsdelikte
Die Körperverletzungsdelikte sind um -3,5 Prozent oder -93 auf 2.558 Fälle zurückgegangen. Während im Stadtkreis Pforzheim 14 Fälle, im Enzkreis 77 Fälle und im Landkreis Calw 32 Fälle weniger registriert wurden, war im Landkreis Freudenstadt ein Anstieg der Fallzahlen um 7,0 Prozent oder 30 Fälle festzustellen.
„Gewalt gegen Polizeibeamte“
Die „Gewalt gegen Polizeibeamte“ bewegt sich seit Jahren auf einem besorgniserregend hohen Niveau. Dabei ist leider festzustellen ist, dass auch zunehmend bei alltäglichen Maßnahmen, wie bei häuslichen Auseinandersetzungen oder auch Fahrzeugkontrollen, Polizeibeamtinnen und-beamte angegriffen werden. Im Jahr 2019 wurden insgesamt 146 Fälle und damit 28 mehr als im Vorjahr registriert. Dabei wurden 76 Polizeibeamtinnen und- beamte leicht und einer schwer verletzt. In den aufgeführten Fällen wurden insgesamt 340 (2018: 250) Polizeibeamtinnen und -beamte Opfer einer Straftat; d.h. 36 Prozent mehr als im Vorjahr.
Zur Jahresmitte 2017 wurde der § 114 (1) StGB „Tätlicher Angriff auf Polizeibeamte“ durch den Gesetzgeber neu eingeführt, der jegliches körperliche Vorgehen gegen Polizeibeamte unter Strafe stellt. Seither wird bei einem tätlichen Angriff gegen Polizeibeamte dieser Tatbestand als Führungsdelikt gegenüber der einfachen Körperverletzung in der Statistik erfasst. Hier ist eine Zunahme zum Vorjahr um 47,3 Prozent oder um +26 auf 81 Fälle zu verzeichnen. Diese Statistische Neuerung erklärt auch zum Teil den scheinbaren Rückgang bei der Betrachtung des Deliktsbereichs „Körperverletzung“ zum Nachteil von Polizeibeamtinnen und -beamten. Hier ist im Jahr 2019 ein Rückgang um 13 Fälle oder 50,0 Prozent auf 13 Fälle feststellbar (2018: 26 Fälle).
Wohnungseinbruchdiebstahl
In den Jahren 2010 bis 2014 stiegen die Fallzahlen sprunghaft an und erreichten im Jahr 2014 mit 961 Fällen ihren Höhepunkt. Seit dem Jahr 2015 wurden bereits bei den damals im Nordschwarzwald zuständigen Polizeipräsidien Karlsruhe und Tuttlingen die operativen und präventiven Maßnahmen unter hohem Kräfteeinsatz intensiviert und die Fallzahlen deutlich abgesenkt. Im Vergleich zum Vorjahr ist für die gesamte Region ein leichter Anstieg um fünf Fälle auf 297 registrierte Wohnungseinbrüche festzustellen. Während der Enzkreis einen Rückgang um 13,0 Prozent aufweist, ist in allen anderen Kreisen eine Zunahme der Fallzahlen festzustellen. Die prozentual größte Zunahme mit 30,0 Prozent bzw. neun Fällen verzeichnet der Landkreis Freudenstadt.
Knapp die Hälfte der registrierten Wohnungseinbrüche (47,1 Prozent) blieben im Versuchsstadium stecken. Von 36 ermittelten Tatverdächtigen waren 22 Nichtdeutsche, die es,wie auch in den Vorjahren, vorwiegend auf bewegliche Gegenstände wie z.B. Schmuck, Bargeld und elektronische Kleingeräte (Tablets, Smartphones etc.) abgesehen haben.
Rauschgiftdelikte
Nach einem Rückgang der Fallzahlen im Vorjahr stiegen diese 2019 um 4,7 Prozent oder 77 Fälle auf 1.718 Fälle an und befinden sich auf dem dritthöchstem Stand im Zehnjahresvergleich. Im Jahr 2019 wurden im Bereich des Polizeipräsidiums Pforzheim fünf Rauschgifttodesfälle registriert. (2018: sechs Todesfälle).
Falsche, angebliche Polizeibeamte
In diesem Deliktsbereich wurde ein Anstieg um 288,2 Prozent von 34 auf 132 Fälle registriert. Wenngleich nur acht Fälle vollendet wurden. Mit 113 Fällen liegt der Schwerpunkt im Landkreis Freudenstadt. Bei dem einzigen dort vollendeten Fall enstand eine Schadenssumme von 37.000 Euro. Die meisten vollendeten Taten (vier von acht) gab es im Stadtkreis Pforzheim mit einer Schadenssumme von 73.600 Euro.
Enkeltrick
Anstieg um 67,7 Prozent von 31 auf 52 Fälle; davon sechs Fälle vollende. Schwerpunkt ist im Landkreis Enzkreis. Dort wurde jedoch nur ein Fall mit einer Schadenssumme von 9.000 Euro vollendet. Die meisten vollendeten Taten gab es im Stadtkreis Pforzheim. Hier erbeuteten die Täter in drei der elf Fälle 110.000 Euro.
Bilanz
Im Gesamtergebnis bilanzierte Polizeipräsident Wolfgang Tritsch für die Region Nordschwarzwald ein sehr positives Resümee: „Dass der Zuständigkeitsbereich unseres neu gegründeten Polizeipräsidiums Pforzheim der sicherste in ganz Baden-Württemberg ist, freut mich sehr. Zugleich ist dieses tolle Ergebnis auch Ansporn und Verpflichtung für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Polizeipräsidiums Pforzheim für das kommende Jahr. Es ist unser Anspruch, auch in der neuen Organisationsastruktur als Polizeipräsidium Pforzheim dieses Sicherheitsniveau zumindest zu verstetigen.“
Neben der präventiven und repressiven Kriminalitätsbekämpfung ist die Polizei aktuell bei der Bewältigung der Covid-19-Pandemie und ihrer Auswirkungen besonders gefordert und ihre Kräfte selbst von einer Infektion mit dem Corona-Virus bedroht. Dazu Polizeipräsident Wolfgang Tritsch: „Zu unserem beruflichen Selbstverständnis gehört es, auch unter Einsatz unserer eigenen Gesundheit für die Sicherheit und Ordnung in der Region Nordschwarzwald zu sorgen und als wahrnehmbare und ansprechbare Polizei für alle Menschen präsent zu sein. Zugleich achten wir auf die Eigensicherung und die Funktionsfähigkeit unserer Organisation.“
Quelle(n): pm