Ergebnisse der Bürgerbefragung ergeben ein deutlich pessimistischeres Bild als in anderen Städten im Land. Starkes Gefälle beim Empfinden zwischen Innenstadt und Stadtteilen. (Lesezeit: 5 Minuten)
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Das Ergebnis der Pforzheimer Sicherheitsbefragung 2019 liegt vor. Für diese hatte die Stadt Pforzheim im September 2019 in enger Kooperation mit dem Präventionsverein „Sicheres Pforzheim – Sicherer Enzkreis“ insgesamt 8.000 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger ab dem 14. Lebensjahr zum Thema Sicherheit angeschrieben. Die Befragung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg (Prof. Dr. Dieter Hermann) und der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg (Dr. Egon Wachter). „Die Rücklaufquote von fast 30 Prozent ist ein für eine schriftliche Befragung sehr guter Wert“, stellen die beiden Autoren fest.
„Die Stadt Pforzheim nimmt die Erkenntnisse, die uns die Sicherheitsbefragung liefert, sehr ernst“, betont Oberbürgermeister Peter Boch, der gleichzeitig den Verfassern des Sicherheitsaudits und dem Präventionsverein seinen Dank ausspricht. Es sei in den letzten Jahren bereits vieles an Maßnahmen in Angriff genommen worden, um flankierend zur Polizei zu mehr Sicherheit und Sauberkeit beizutragen und das subjektive Sicherheitsempfinden zu verbessern. Aber auch in Zukunft würden diese Themen weiterhin hohe Priorität für die Stadt Pforzheim behalten. „Deshalb arbeiten wir an weiteren möglichen Maßnahmen, die wir im Herbst mit dem Gemeinderat diskutieren wollen“, so der Rathauschef.
Erster Bürgermeister und Ordnungsdezernent Dirk Büscher ergänzt: “Die Ergebnisse der Befragung sollen die Grundlage bieten, bestehende Angebote zielgenauer durchzuführen oder auszuweiten“. Er verweist beispielsweise auf die City-Streife, die auch in den späten Abendstunden oder am Wochenende in der Innenstadt Präsenz zeigt. Zudem sei zur Verbesserung der Sauberkeit die Müllpolizei („Wastewatcher“) und eine Abfall-App eingeführt worden. Die Installation weiterer Videoüberwachung wird derzeit geprüft. Innerhalb der Verwaltung wird sich eine Expertenrunde mit den Ergebnissen der Sicherheitsbefragung befassen und nach der Sommerpause das weitere Vorgehen abstimmen.
Schere zwischen Furcht vor Kriminalität und tatsächlichen Vorfällen
In der Studie sind besonders die Ergebnisse über die so genannte affektive Kriminalitätsfurcht interessant. Hierbei geht es darum, wie viele Menschen oft oder sehr oft daran denken, Opfer von Kriminalität zu werden. Mit 26 % der Befragten liegt der Wert ähnlich wie bei einer ähnlichen Studie 2016 in Mannheim mit 27 %, während in Karlsruhe 2018 15 % und in Heidelberg 2017 17 %.
Ähnlich sieht es aus bei der kognitiven Kriminalitätsfurcht, also den Menschen, die es für wahrscheinlich halten, in den nächsten 12 Monaten konkret Opfer von Kriminalität zu werden. Hier rangieren vor allem die Sorge über Belästigung durch Anpöbeln (34 %), Wohnungseinbruch (33 %), Raub (23 %), Diebstahl (23 %), sexuelle Belästigung (17 %), Körperverletzung 17 % und Vergewaltigung/sexueller Angriff (13 %). Auch bei diesen Werten in der Pforzheimer Studie ist auffällig, dass sie ähnlich wie die Mannheimer Zahlen sind, aber die Zahlen in Karlsruhe und Heidelberg erheblich niedriger sind.
Deutliche innerstädtische Verteilung
Ebenfalls ein Ergebnis der Studie ist, dass es in einzelnen Stadtteilen eine deutlich höhere Furcht vor Kriminalität gibt, als in anderen. Während in der Oststadt vor der Weststadt, Innenstadt, Nordstadt, Südoststadt und dem Buckenberg die Kriminalitätsfurcht am höchsten ist, ist die Furcht in der Südweststadt, der Au und allen Stadtteilortschaften deutlich niedriger. Das zeigt sich auch an der wahrgenommenen Lebensqualität, die für Pforzheim mit der Schulnote 3,8 bewertet wird (Karlsruhe 2,3, Mannheim 3,0, Heidelberg 2,1), in den Stadtteilen jedoch mit 2,6 %.
Subjektive Problembereiche
Vor allem in den Stadtteilen, in denen die Kriminalitätsfurcht am höchsten ist, gibt es auch eine sehr ähnliche Verteilung der Problembereiche, die am häufigsten genannt werden. Die sind mit deutlichem Abstand Schmutz und Müll, gefolgt von Wohnraummangel und Falschparkern. Erst danach kommen als Problembereiche Betrunkene und Kriminalität im allgemeinen. Zwischen erschreckenden 40 und 50 % rangieren aber Problembereiche, die mit Migration zu tun haben, so etwa Flüchtlinge und Migranten. Ausländerfeindlichkeit und Rechtsradikalismus werden als Problembereiche hingegen deutlich weniger häufig genannt.
Stärkung von sichtbaren Präventionsmaßnahmen empfohlen
Bei vielen aktuellen Präventionsmaßnahmen fällt auf, dass nur drei Maßnahmen eine deutliche Bekanntheit haben; die City-Streife (60,6 %), das Frauenhaus (52,7 %) und die Videoüberwachung in den Bahnhofsunterführungen (46,6 %).
Daher gehen die wichtigsten Empfehlungen der Studie in die Richtung von Aufstockung der Ressourcen bestehender Projekte und eine bessere Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit.
Die bisher bereits laufenden Maßnahmen und Projekte sind zusammengestellt auf der Homepage der Stadt Pforzheim: https://www.pforzheim.de/kommunale-kriminalpraevention.html
Quelle(n): pm