Das verkehrspolitische Elend um die Zerrennerstraße scheint unendlich. Sind nun Experimente rund um die Fußgängersicherheit eine Lösung?
(Lesezeit: 3 Minuten)Das muss man auch erst einmal bringen: Zur Weihnachtszeit, also der Zeit, wo besonders viele Menschen in die Innenstadt zum Weihnachtsmarkt kommen und zwischen Markt und Winterwelt am Enzufer pendeln sollen, wird an der dichtesten Straße, der notorisch überlasteten Zerrennerstraße, die einzig sichere Überquerungsmöglichkeit mit der Fußgängerampel an der Lammstraße abgeschaltet.
Die abenteuerliche Begründung: Die Zerrennerstraße sei ja in dieser Zeit von Tempo 30 auf Tempo 20 abgeregelt und das gäbe nun „eine verantwortbare Möglichkeit“, so Oberbürgermeister Peter Boch, „die Fußgängerbedarfsampel probeweise auszuschalten, um so zu beobachten, wie sich dies auf den Verkehrsfluss auswirkt“.
Bitte was? Den Verkehrsfluss erhöhen durch Abschaltung der Fußgängerampel? Meint der Oberbürgermeister das wirklich genau so? Die Fußgänger sind nun das Problem an der Zerrennerstraße?
Wie sehr kann man die hochnotpeinliche Posse rund um die Zerrennerstraße noch befeuern?
Wie sehr kann man Fußgänger eigentlich noch hassen?
Denn die Situation ist nun: Gerade jetzt, wo es dunkel ist, gibt es auf den 350 Metern der Zerrennerstraße, die die zwei wichtigsten Weihnachtsprogrammhöhepunkte der Stadt trennt, überhaupt keine sichere Übergangsmöglichkeit über die notorisch überlastete Zerrennerstraße mehr (wenn man die abseits gelegene und ungeliebte Gernikabrücke außen vor lässt).
Fakt ist, so wie die letzten Jahre auch: Die Zerrennerstraße ist immer noch Durchgangsstraße für viele Autofahrer, die hier eigentlich nicht sein müssten und die Stadtverwaltung und der Gemeinderat tun nichts dagegen. Die einzigen zwei Fußgängerübergänge (neben der Fußgängerampel an der Lammstraße) sind nicht viel mehr als bemalte Straßenfläche ohne besondere Bevorrechtigung für Fußgänger. Und die Verkehrsberuhigung wird letztlich nur dadurch erreicht, dass Autofahrer permanent im Stau stehen müssen, weil es Verwaltung und Gemeinderat nicht auf die Reihe bekommen, für die Kreuzung Leopoldstraße/Zerrennerstraße endlich einmal eine richtige Verkehrssteuerungslösung zu finden.
Dass in den „kommenden Wochen“ die Stadt Pforzheim die Situation vor Ort „genau beobachten“ wolle, kann, sehr böse ausgedrückt, nur bedeuten: Jetzt schauen wir mal, wann das erste Kind mangels fehlendem sicheren Übergang unter die Räder kommt und dann reden wir nochmal.
Schauen wir mal. Messen wir mal. Reden wir mal. Verschieben wir mal. Und bis dahin müssen die Fußgänger über Weihnachten im Dunkeln eben etwas rennen. Passt schon. Ist für den guten Zweck.
Eine Farce, bei der kein Ende in Sicht scheint.