
Tier nach Fund eines gerissenen Rehs mit Fotofalle aufgenommen. Scheue Tiere sind für Menschen keine Gefahr.
(Lesezeit: 3 Minuten)Ein seltener Waldbewohner hat sich im Pforzheimer Wald niedergelassen. Nachdem ein örtlicher Jagdpächter am Donnerstag, 24. April 2025 ein gerissenes Reh entdeckt hatte, konnte nun bestätigt werden: Ein Luchs streift durch Pforzheims Wälder. Mario Seefelder, Leiter der Forstverwaltung der Stadt Pforzheim, zeigt sich begeistert: „Wir freuen uns außerordentlich, dass sich in unserem heimischen Wald wieder ein Luchs wohlfühlt. Dies ist ein wichtiges Zeichen für die ökologische Qualität des Waldes“.
Die Forstverwaltung der Stadt Pforzheim hatte umgehend auf den Fund des gerissenen Rehs reagiert und die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in Freiburg informiert. Expertinnen und Experten des FVA-Wildtierinstituts untersuchten den Riss und installierten Fotofallen im Wald, die schließlich den Verdacht bestätigten, dass es sich bei dem gesuchten Tier um einen Luchs handelt.
In den vergangenen Monaten konnte mit Hilfe von Fotofallen bereits ein Luchs bei Friolzheim und Neuhausen nachgewiesen werden. Das Reh bei Pforzheim ist jedoch der erste bestätigte Riss und bietet eine ideale Gelegenheit, durch einen DNA-Abstrich die Herkunft und das Geschlecht des geschützten Luchses zu klären. „Wir sind gespannt, wie lange der Luchs sich bei uns in der Region wohlfühlt und ob wir bald von einem territorialen Tier sprechen können“, freut sich die Wildtierbeauftragte des Enzkreises, Sofie Bloß. „Die Fotofallenbilder aus der Jägerschaft spielen dabei eine sehr große Rolle und liefern einen wichtigen Baustein im europaweiten Monitoring der Pinselohren.“
Scheuer Einzelgänger keine Gefahr für Menschen
Der Eurasische Luchs (Lynx lynx) ist ein typischer Einzelgänger, der hauptsächlich in der Dämmerung und nachts aktiv ist. Tagsüber ruht er meist in geschützten Verstecken. Die scheuen Tiere markieren ihre Reviere mit Duftmarken und nutzen regelmäßig die gleichen Wege, sogenannte Wechsel. Ein Luchsrevier umfasst ein Gebiet von etwa 150 Quadratkilometern. Als perfekt getarnte Raubkatze jagt der Luchs vorwiegend durch Auflauern oder Anschleichen mit abschließendem Anspringen. Bei seinen Kurzsprints kann er Geschwindigkeiten von fast 70 km/h erreichen.
„Eine Gefahr für den Menschen durch einen gesunden Luchs besteht grundsätzlich nicht“, betont Seefelder. Die scheuen Tiere meiden tagsüber in der Regel Gebiete mit hoher menschlicher Aktivität und passen ihre Raumnutzung an die Aktivitäten des Menschen an. Die Rückkehr des Luchses in die heimischen Wälder ist ein Erfolg. Jahrhundertelang wurde die größte europäische Katzenart gejagt und war in unseren Breiten zwischenzeitlich ausgerottet. Die Nachweise in Pforzheim und dem Enzkreis reihen sich in eine erfreuliche Entwicklung ein. Seit vielen Jahren kehren die Tiere langsam in die Wälder Baden-Württembergs zurück. Ihre Population ist allerdings immer noch fragil.