Dritte Welle der Corona-Pandemie nun deutlich in den Intensivstationen zu spüren. Betroffene Patienten sind deutlich jünger.
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Auf inzwischen mehreren Covid-19-Stationen behandeln die Pforzheimer Krankenhäuser Corona-Patienten mit schwereren Verläufen. Während im Siloah St. Trudpert mit Stand des letzten Freitages fünf Covid-19-Patienten auf der Intensivstation liegen, werden 18 Patienten auf zwei zusätzlichen Covid-19-Stationen versorgt. Weitere sechs Patienten gelten als Verdachtsfälle.
Im Helios Klinikum Pforzheim sieht die Lage am heutigen Montag – der Helios-Konzern veröffentlicht jeden Morgen zentral die Zahlen aller Helios-Kliniken – ähnlich aus: Hier werden aktuell 17 Patienten auf Covid-19-Stationen behandelt, neun weitere Personen liegen mit einer Covid-19-Erkrankung auf der Intensivstation. Bei einer derzeitigen Gesamtpatientenzahl von 268 Personen liegen fast zehn Prozent der Patienten mit Covid-19 im Helios Klinikum.
Und so zeigt eine grafische Darstellungen der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen in Pforzheimer Kliniken auch hier eine dritte Welle nach:
Deutlich jüngere Patienten in der dritten Welle
Auffallend ist, dass in der derzeitigen Welle immer mehr jüngere Menschen mit Covid-19 in Krankenhäusern liegen. „Wie andere Kliniken beobachten auch wir eine deutliche Verjüngung der Patienten mit einem schweren Krankheitsverlauf“, so Dr. Felix Schumacher, Chefarzt der Intensiv- und Notfallmedizin am Helios. Eine Beobachtung, die auch Dr. Ulrich Schulze, Krankenhausdirektor am Siloah St. Trudpert bestätigt: „Der Altersdurchschnitt der Patienten ist im Vergleich zur ersten und zweiten Welle niedriger und liegt zwischen 55 und 65 Jahren.“ Zwar überlebten junge Patienten einen schweren Verlauf deutlich häufiger als betagtere Patienten aus der ersten und zweiten Welle, allerdings seien die Liegezeiten sehr lange, so dass dadurch die Auslastung der Stationen sehr hoch ist, so Schumacher.
Eine kurzfristige Entwarnung erwarten beide Ärzte noch nicht. „Wir müssen leider davon ausgehen, dass die Anzahl der Covid-19-Patientinnen und -Patienten vor dem Hintergrund der derzeit hohen Inzidenzwerte sich weiter erhöhen wird“, so Schulze. Helios-Kollege Schumacher stützt sich auf Berechnungen zweier Universitäten, die einen Höhepunkt der Auslastungen der Intensivstationen „etwa gegen Ende der ersten Maiwoche“ erreicht sehen, vorausgesetzt die Inzidenzzahlen und die Immunisierung der Bevölkerung steigen weiter.
Motiviertes Personal
Das voraussichtliche Absinken der Patientenzahlen ist gleichzeitig auch ein Motivationsfaktor für das Personal: „Dies gibt unserem Team ein wenig Hoffnung und hilft, auch nach mehr als einem Jahr Höchstleistung jetzt noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren, um unsere Patienten auch in dieser Welle weiter optimal zu versorgen“, so Siloah-Direktor Schulze. Die Pandemie zehre, aber die Motivation sei weiter hoch, Patientinnen und Patienten zu versorgen.
„Für Motivation im Team sorgt unsere Beobachtung, dass jüngere Covid-19-Patienten sehr stark von der Versorgung im Krankenhaus profitieren und wir eine hohe Anzahl von Patienten trotz schwerer Verläufe wieder entlassen können“, so auch Helios-Chefarzt Schumacher. „Dies gibt auch unserem Team ein wenig Hoffnung und hilft, auch nach mehr als einem Jahr Höchstleistung jetzt noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren, um unsere Patienten auch in dieser Welle weiter optimal zu versorgen.“
Impfungen schützen
Ein wichtiger Punkt im Gegensatz zu den vorherigen Covid-19-Wellen sind auch die inzwischen verfügbaren Impfstoffe. Unter den Patienten in intensivmedizinischer Behandlung war in den letzten Monaten niemand, der bereits geimpft worden war. Dies zeigt deutlich, welchen Schutz vor einem schweren Verlauf die Impfung bietet.
„Für die Mitarbeiter im Haus stellt die Impfung einen wichtigen Schutz bei ihrer Arbeit für sich selbst und die Patienten, die sie versorgen, dar. Diese Situation war in den ersten beiden Wellen noch nicht gegeben“, sagt Schulze. Ebenfalls froh darüber ist man auch im Helios: „Unsere Corona-Patienten sind nun zu einem großen Teil auch Berufstätige, junge Mütter oder Familienväter, die Mitten im Leben stehen“, so Schumacher. Diese Entwicklung sei für das Intensivteam „sehr belastend“ und macht diesem „natürlich auch Sorgen“. Deshalb ist man froh, dass ein Großteil der Pflegekräfte und Ärzte bereits geimpft sind.
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