Pforzheimer kämpfen um den Titel als Deutschlands beste Miniaturbauer

Chris Wondzinski (links), Nicole "Niz" Wondzinski und Benedikt Dörr von Team Fimo (Foto: privat)

Von Modelleisenbahnen und Miniatur-Landschaften sind nicht nur Kinder begeistert, das Miniatur-Wunderland Hamburg hat zu seinem Jubiläum einen Wettbewerb ausgelobt, auch eine Pforzheimerin hat mit ihrem Team teilgenommen.

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Nicole „Niz“ Wondzinski ist 28 Jahre jung und leidenschaftliche Hobby-Bastlerin. Das Besondere: Sie arbeitet mit der Knetmasse „Fimo“, die es in unzähligen Farben gibt und die an der Luft oder im Backofen trocknet. Sie macht Youtube-Videos und genau dort erregten ihre Filme die Aufmerksamkeit der Mitarbeiter einer Film-Produktionsgesellschaft, die zum Jubiläum des Miniatur-Wunderlands in Hamburg über den Wettbewerb eine Reportage machten.

Nach kurzer Überlegung war klar, dass sie als Bastel-Expertin diese Herausforderung annimmt. Schließlich gibt es ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro zu gewinnen. In ihr Team nahm sie ihren Mann Chris (37), der hauptberuflich Informatiker ist und in seiner Freizeit sich mit „Tabletop“ beschäftigt. Das ist ein Strategiespiel, welches mit Miniaturfiguren gespielt wird. Ebenfalls nahm sie den 25-jährigen Ben aus Witten mit in die Runde auf, sie haben sich über ihre gemeinsame Bastelleidenschaft kennengelernt und er modelliert ebenfalls und arbeitet in einem Bastelladen.

Fünf Gruppen treten gegeneinander an

Zusammen mit „Team Fimo“ traten noch vier weitere Gruppen aus Deutschland an, die sich ebenfalls an die gestellte Aufgabe wagen wollten. „Team Karton“ hat sich spezialisiert auf das Arbeiten mit der Lasercut-Technologie und ließ sich von einem Plotter die Vorlagen aus Karton herausschneiden. Die Vollblut-Modellbahner von „Team Eisenbahn“ aus Bad Dürrheim haben ebenfalls schon langjährige Erfahrung, bei ihnen daheim gibt es keinen Raum, durch den nicht eine Modellbahn fährt.

„Team Tabletopper“ sind vier Strategiespieler, die eine Wikingerlandschaft gestalten. Und das „Team Family“ besteht aus drei Generationen von Opa, Vater und Enkeltochter die sich dem klassischen Modellbau verschrieben haben.

Zu Beginn bekam jede Gruppe ein Startkapital von 5.000 Euro, die für Materialkosten eingesetzt werden konnten und für den Fall, dass die Bastler einmal ratlos sind und Hilfe benötigen, erhielt jedes Team einen Joker. Dieser konnte dann direkt im Miniatur-Wunderland eingelöst werden und die Fachleute von dort standen mit Rat und Tat zur Verfügung.

Mit Spannung warteten die Teilnehmenden auf das Thema, welches von den Spezialisten aus Hamburg gestellt wurde. Und als dann per Video das Thema „Wasser“ verkündet wurde, gab es nicht nur Jubelrufe. Während bei den einen schon viele Ideen durch die Köpfe schwirrten, war Niz vom Team Fimo nicht gleich begeistert. Nach einer kurzen Findungsphase entschieden sich die Pforzheimer Bastler für eine kreative Umsetzung und nahmen den Künstler Hundertwasser in ihre Planung. Zusätzlich zum Thema Wasser sollte auch noch eine Bewegung auf der Landschaft eingebaut sein und Licht durfte auch nicht fehlen. Das war die einzige Vorgabe.

Nun hatten die Kontrahenten 3 Monate Zeit, um ihre Ideen umzusetzen. Tagsüber kümmerte sich Niz um ihren Sohn und sobald der abends im Bett war, ging es für die gelernte Erzieherin ans Basteln. Mit einem scharfen Skalpell und spitzen Nadeln ausgestattet wurden die bunten Knetplatten ausgerollt, zugeschnitten und modelliert. Dabei kümmerte sich die detailverliebte Bastlerin um die winzigsten Kleinigkeiten. Geplant war eine Landschaft mit Gebäuden von Hundertwasser, der für seine bunten Farben und abwechslungsreichen Formen bekannt ist.

„Das spannende war ja, dass wir nicht wussten, wer noch mitmacht und wie die anderen das Thema umsetzten“, so die junge Frau. „Wir hatten keine Ahnung, mit welchen Materialien die anderen arbeiten und konnten auch durch Nachfragen nichts herausbekommen.“ So wussten sie bis zum Finale nicht, wer ihre Konkurrenten sind.

Niz ist seit 2013 dem Fimo-Fieber verfallen, ihr Mann Chris hat ihr damals ein Starterpaket mitgebracht und sie hat dann einfach ausprobiert. „Die ersten Versuche waren eine Katastrophe, aber weil ich das Material so spannend finde, bin ich dabei geblieben und habe meine Technik immer wieder verfeinert.“ Verfolgt man ihren instagram-Kanal so findet man dort zum Beispiel auch ein Fahrzeug vom THW, welches so klein ist, dass es neben einem Centstück stehen kann. In der Zwischenzeit gibt sie auch Workshops mit dem bunten Knetmaterial.

Basteln bis spät in die Nacht

„Anfangs saß ich drei Stunden am Abend an unserem Projekt, gegen Ende war es dann schon mal 2 oder 3 Uhr“ erzählt die kreative Knet-Expertin über ihre kurzen Nächte. Und auch bei Ben, der für die Herstellung der winzig kleinen Personen zuständig war, gab es nicht nur schöne Momente. Er experimentierte mit unterschiedlichen Materialien und stellte Formen her, in die die Figurenmasse eingegossen wurde. So konnte er mit relativ geringem Aufwand eine große Zahl Statisten für die etwa 120cm x 130 cm große Landschaftsplatte herstellen.

Mit dieser Landschaft gewann das Team Fimo den zweiten Platz.

Chris war für die elektrischen Dinge zuständig, durch sein Hobby Mikroelektronik konnte er sich bestens einbringen und sorgte dafür, dass zum Beispiel unterschiedliche Brautpaare an der sich öffnenden Kirchentür erscheinen.

Am Ende der drei Monate wurde dann vom Fernsehsender ein Container geliefert und in den Garten gestellt, dann hatten sie dann ein paar Stunden Zeit, ihre Landschaft transportfertig einzubauen und ihn auf die Reise nach Hamburg zu schicken.

„Die Siegerehrung in Hamburg zusammen mit den anderen Teams war sehr spannend, am Ende hat es für uns mit zwei Punkten hinter dem Siegerteam „Tabletopper“ für den zweiten Platz gereicht“, erzählt die junge Mutter. „Und dass wir von Tine Wittler die volle Punktzahl bekommen haben, macht mich besonders stolz.“

Über Björn Fix 269 Artikel
Björn Fix (bf), Jahrgang 1970, passionierter Fotoreporter und ständiger Mitarbeiter bei PF-BITS seit der ersten Stunde. Als gut informierter, zuverlässiger und gern gesehener Zuschauer und Beobachter ist er vor allem zuständig für aktuelle und "fixe" Berichterstattungen aus der Region.