„Hier fühle ich mich sicher und kann meine Meinung sagen.“

Taoufek Morad (Jugendmigrationsdienst), Dr. Ursula Heckner Bisping (Schulleiterin Carlo Schmid Schule), Mohamad Al Jarsheh (Portraitierter aus Syrien), Mirzeta Haug (Projektleitung)

Kommunales Kino präsentiert neueste Folge aus der Pforzheimer Serie "Die Mischung macht's."

(Lesezeit: 4 Minuten)

Alina Bezverkha (22) und Mohamad Al Jarsheh (20) standen im Mittelpunkt des neuesten Films aus der Reihe „Die Mischung macht’s“, der am Sonntag in einer Premiere erstmals im Kommunalen Kino gezeigt wurde. Beide besuchen derzeit die Carlo-Schmid-Schule in Pforzheim, um sich für ein Studium zu qualifizieren. Das interkulturelle Filmprojekt „Die Mischung macht’s“ zur Pforzheimer Stadtgesellschaft gewährt seit weit mehr als über einem Jahrzehnt Einblicke in die vielfältigen Lebensgeschichten von Migranten, Geflüchteten und Pforzheimern.

Inmitten der kulturellen Vielfalt Pforzheims hat Alina vor zwei Jahren eine Zuflucht gefunden, noch bevor der Krieg in ihrer Heimat, der Ukraine, ausbrach. Die Schülerin, die sich auf das Abitur vorbereitet, behält ihre schulischen Ambitionen streng im Blick. Überrascht zeigt sie sich im Film vom vergleichsweise geringen Grad der Digitalisierung in Deutschland. Im Vergleich dazu sei die Ukraine weiter fortgeschritten, so ihre Beobachtung.

Die Integration gestaltetet sich für Alina dank der unterstützenden Atmosphäre an ihrer Schule vielversprechend. Engagierte Lehrkräfte und das schulische Umfeld haben ihr geholfen, sich schnell in ihrer neuen Heimat zurechtzufinden. Trotz des Wunsches nach Frieden in der Ukraine ist sich Alina bewusst, dass dieser sich nicht einfach erfüllen wird. „Das ist etwas, was wir selbst in die Hand nehmen müssen“, betont sie nachdenklich. 

Die Filmpassagen mit Mohamad offenbarten die Tragödie der Kriegsjahre in Syrien und der Flucht nach Deutschland. „Wir sind mehrfach in Syrien umgezogen,“ berichtet Mohamad im Film, „konnten aber nie lange an einem Ort bleiben, weil der Krieg uns immer einholte.“ Schließlich traf die Familie eine schicksalhafte Entscheidung: Der Vater brach 2015 mit den beiden Töchtern zu Fuß auf, um die gefährliche Reise ins sichere Deutschland anzutreten.

Die ersten zwei Monate der Trennung waren geprägt von beängstigender Stille. „Wir haben uns große Sorgen gemacht“, gesteht Mohamad. Erst nach fünf Jahren der Trennung folgte die Mutter mit Mohamad und den Brüdern nach Deutschland. In Pforzheim hat Mohamad nun nicht nur eine neue Heimat gefunden, sondern auch Sicherheit und Freiheit. „Hier fühle ich mich sicher und kann meine Meinung sagen“, betont er.

Lehrkräfte oft Familienersatz

Im anschließenden Podiumsgespräch vertieften Ursula Heckner-Bisping, Schulleiterin der Carlo Schmid Schule, Taoufek Morad, Respekt-Coach an der Carlo Schmid Schule, sowie Mirzeta Haug, die das Projekt „Die Mischung macht’s“ leitet, gemeinsam mit Mohamad die im Film angerissenen Themen. Alina konnte krankheitsbedingt leider nicht an der Veranstaltung teilnehmen.

Taoufek Morad, selbst einst Schüler der Carlo Schmid Schule, nutzte die Gelegenheit, um allen engagierten Lehrerinnen und Lehrern zu danken. Schulleiterin Heckner-Bisping hob hervor, dass die Lehrkräfte an ihrer Schule oft eine Art „Familienersatz“ für die geflüchteten Jugendlichen seien, die in großer Zahl ohne ihre Eltern hier seien. Sie hob hervor, wie stolz sie auf die beiden im Film Porträtierten sei, denn: „Zur Wahrheit gehört auch, dass das nicht immer klappt.“ In den sogenannten VABO-Klassen – Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf – erlernen junge Migrantinnen und Migranten unterschiedlicher Altersstufen und Nationalitäten die deutsche Sprache.  

Vor dem Film stimmte Kalyna, der Chor der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft, in den Abend ein.

Quelle(n): pm

Besim Karadeniz
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