Läuft Gunther Krichbaum vor den Klimademonstranten weg? (Lesezeit: 3 Minuten)
Hin und wieder ist es Reporterglück, was da in einer Reporterkamera landet. Ob es pures Interesse des CDU-Bundestagsabgeordneten Gunther Krichbaum war, den ausgestellten Rettungswagen des Deutschen Roten Kreuzes auf dem Leopoldplatz an diesem Mittag ein zweites Mal zu besichtigen? Oder war es eine kleine „Flucht nach hinten“ ob des Unangenehmen, als der Protestzug der Fridays-for-Future-Demonstranten vom Leopoldplatz in Richtung Marktplatz vorbeidefilierte? Man weiß es nicht. Auf jeden Fall war es wenig souverän eines Mannes, der ja eigentlich den Souverän – und damit auch Jugendliche auf ihrem Weg in eine ungewisse Klimazukunft – im Deutschen Bundestag vertritt. Der zentrale Slogan „Wir sind hier, wir sind laut – weil man uns die Zukunft klaut“ jedenfalls schmerzt auch den wirtschaftsfreundlichsten Erwachsenen, weil er – leider – richtig ist. Das gilt heute, fünf Jahre nach der ersten Fridays-for-Future-Demonstration in Pforzheim, immer noch und immer stärker.
Weglaufen ist da die falsche Antwort. Es hätte dem erfahrenen Politiker Krichbaum gestanden, sich wenigstens an die Treppe zu stellen und sich das Drama direkt anzuschauen. Die Klimakatastrophe läuft jedenfalls nicht so einfach weg.
Andererseits: Liebe Kinder und Jugendliche! Was ist nur aus Fridays for Future in Pforzheim geworden? 120 Teilnehmer, von denen ein Großteil auch nicht mehr Jugendliche sind, sondern eher deren Eltern, das ist eine bittere Nummer, vergleicht man die beispielsweise mit der fünften Fridays-for-Future-Demonstration vor fünf Jahren, bei der mit rund 1.400 Teilnehmern mehr als zehn Mal so viele Teilnehmer auf die Straße gingen. Nun ist der Demobeginn schon auf unterrichtsfreundliche 13:30 Uhr gesetzt und dennoch ist das Interesse herzlich klein.
Wenn etwas geklaut wird, muss man etwas dagegen tun. Eine regionale Demonstration ist zwar nicht weltbewegend aus globaler Sicht, aber je mehr Teilnehmer dabei sind, desto deutlicher wird das Signal. Und dann fällt es auch zufällig nebendran stehenden Politikern deutlich schwerer, sich einfach aus dem Staub zu machen.