
Kelterner Buchverlag Pinguletta verlegt aktuelles Buch "Du hast die Wahl" von Marc Raschke.
(Lesezeit: 6 Minuten)Ein fast schon vergessenes Mittel der politischen Meinungsbildung, von der letztlich jede Wahl lebt, ist die Streitschrift, in der Regel geschrieben von Vordenkern. In vielen historisch bedeutsamen Wahlen haben Streitschriften politische Richtungen beschrieben und den politischen Diskurs bestimmt, während heutzutage der Trend immer mehr zu Hochglanzbüchern von Kandidaten geht, eingeheftet in eine minutiös durchgetaktete und meist sterile Online-Kommunikation und Social-Media-Flut. Diskurs findet immer häufiger nur noch im Versuch von Dialogen statt, die aber mangels echter Meinungsbildung schon sehr schnell in wüsten Beschimpfungen enden.
Eine echte, brandaktuelle Streitschrift zur Bundestagswahl stammt aus der Feder des Autoren Marc Raschke, der als freiberuflicher PR-Berater und Influencer (Eigendarstellung) tätig ist und und auf eine journalistische und politikwissenschaftliche Ausbildung zurückschaut. In der Vergangenheit machte er mit einer kleinen Buchserie namens „TaschenRaschke“ auf sich aufmerksam, unter anderem da mit einem Buch, in dem er sich mit Mythen rund um die Corona-Epidemie auseinandersetzte.
Sein neues Buch „Du hast die Wahl“ erscheint am 23. Januar im Kelterner Pinguletta-Verlag und ist ein Werk, das erst Ende letzten Jahres begonnen wurde und buchstäblich eine „schnelle Nummer“ ist. Ursprünglich, so Pinguletta-Eigentümerin Silke Boger, hatte sie Raschke für eine Zusammenarbeit angefragt. Heraus kam zunächst die Idee für ein „satirisch, politisches Bilderbuch für Erwachsene“, dass dann aber zugunsten des jetzigen Buches wich. Und obwohl das Buch derzeit noch produziert wird, hat es sich bei vielen Buchhändlern – unter anderem bei Hugendubel und Amazon.de – schon auf die vordersten Plätze bei den Vorbestellungen geschoben. Was wiederum bei Pinguletta im Vorfeld dafür gesorgt hat, dass die Produktionskapazität für die zu druckenden Exemplare der Erstauflage in kürzester Zeit nach oben geschraubt werden mussten.
Plädoyer zum Wahlbeteiligung
Bereits im Vorwort legt Raschke los und beginnt mit einem Versprechen, das schon sehr deutlich zeigt, dass hier eine Streitschrift daherkommt:
„Bevor Sie dieses Buch lesen: Wollen wir uns etwas versprechen? Ich verspreche Ihnen, dass Sie am Ende des Buches tatsächlich mehr Orientierung für die anstehende Bundestagswahl haben und Sie versprechen mir, dass Sie auch wirklich zur Wahl zu gehen. Deal?“
— Marc Raschke
Raschke macht schon auf den ersten Seiten keinen Hehl daraus, dass er sich vor allem mit beim liberalen und konservativen Flügel der Parteienlandschaft austobt. „Ich weiß nur zu gut, dass man Vergangenes nicht zurückholen kann. Rezepte aus den 1990er Jahren wirken heute nicht mehr“, so Raschke. Die Gesellschaft könne sich keine Gleichgültig erlauben, dazu seien die „Herausforderung zu mannigfaltig“. Daher sieht sich Rasche „natürlich nicht neutral“ in dem, was er schreibt, will aber das Angebot machen, „sich an meinen Argumenten abzuarbeiten“.
Kern seiner Vorgehensweise ist, in mehreren Kapiteln auf zentrale Diskursthemen der heutigen Zeit einzugehen. Dazu gehören die Themen Migration, Wohlstand, die aus seiner Sicht falsche Verteilung des Geldes. Dabei führt Raschke immer wieder aus, dass die Union aus CDU und CSU zu vielen Änderungen denkbar schlechte Lösungen habe, die oftmals ungerecht seien. So argumentiert er, dass beispielsweise bei den Themen Bürgergeld und Migration mit falschen Zahlen und nicht belegten Behauptungen Stimmung gemacht werde.
An vielen Stellen des kompakten 106-seitigen Buches greift Raschke vermeintlich tief in die Kiste, in dem er mit durchaus „kernigen“ Worten der Union, vor allem der AfD, aber auch der FDP jegliche Regierungsfähigkeit abstreitet. „Liberal bedeutete unter Lindner“, so Raschke, „frei von Verantwortung, frei von Verstand und frei von Verlässlichkeit“ zu sein.
An vielen Stellen des Buches staunt man über die vermeintlich einfachen und längst bekannten Rückschlüsse, die Raschke zieht. Genau da aber zielt eine Streitschrift hin, denn sie will ja jedem Leser die zentralen Aussagen vermitteln. Und das sind oft genug nicht diejenigen, die sich täglich gut informieren, sondern wirklich die Bürgerinnen und Bürger, die sich eine Hilfestellung bei einer Wahlentscheidung wünschen. Und selbst an den Stellen des Buches, wo selbst einem nicht-konservativ denkenden Leser das Gefühl aufkommt, dass das „CDU/CSU-Bashing“ nun ein Tick zu weit geht, kann Raschke meist dadurch punkten, dass er Behauptungen umfassend darlegt und mit Quellen belegt.
Ob Raschkes Buch ein epochales Werk geworden ist, darf bestritten werden. Ob ein epochales Werk als Streitschrift heutzutage überhaupt noch als Debattengrundlage vor einem Wahlkampf taugt, aber ebenfalls. Raschkes Versuch einer Positionierung der wichtigsten Wahlargumente gelingt trotzdem und sei es auch nur in der Form, dass man sich eingehend mit dem Für und Wider einer Behauptung auseinandersetzt. Genau da setzt eine Streitschrift an.
Marc Raschke: „Du hast die Wahl“. Pinguletta Verlag, 106 Seiten, 10 Euro (Taschenbuch), 8,90 Euro (Kindle-E-Book)
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