Gemeinderätlicher Einblick in das Waldgeschehen

Waldbegehung des Gemeinderats (Foto: Stadt Pforzheim/Emma Teuscher)

Der Stadtwald in Zeiten des Klimawandels Thema.

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Am Donnerstag haben Mitglieder des Planungs- und Umweltausschusses gemeinsam mit interessierten Mitgliedern des Pforzheimer Gemeinderats sowie Vertreterinnen und Vertreter der Stadtverwaltung den Stadtwalddistrikt Klapfenhardt besichtigt. Begleitet wurde die Gruppe von Umweltbürgermeister Tobias Volle und dem Leiter der städtischen Forstverwaltung, Mario Seefelder. Im Mittelpunkt der Waldbegehung standen unter anderem die aktuellen Bewirtschaftungsziele und die Herausforderungen des Klimawandels – zentrale Themen für die anstehende zehnjährige Forsteinrichtungsplanung. „Unser Stadtwald ist weit mehr als nur ein Ort der Erholung. Er spielt nicht nur eine Schlüsselrolle im Klimaschutz, sondern beim Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen“, erklärte Umweltbürgermeister Tobias Volle zur Begrüßung. „Es ist daher unerlässlich, ihn nachhaltig und zukunftsorientiert zu bewirtschaften“, hebt Volle zu Beginn des Rundgangs die Bedeutung des Waldes hervor.

Seefelder erläuterte die übergeordneten Ziele der kommenden Dekade: „Wir fördern natürliche Prozesse und stellen die Erholungsfunktion und Biodiversität über die reine Holznutzung.“ Dazu gehöre unter anderem, gezielt einzelne Bäume nicht zu ernten, damit sie als stehendes Totholz Lebensraum für viele Arten bieten. Auch der gezielte Aufbau klimaresistenter Baumarten spiele eine große Rolle. „Die Eiche wird im Stadtwald künftig stärker gefördert – sie ist nicht nur vergleichsweise trockenheitsresistent, sondern bietet auch vielen Tieren wichtigen Lebensraum“, so Seefelder.

Ein weiterer Themenschwerpunkt bei der gemeinsamen Waldbegehung war die Verkehrssicherungspflicht. „In Zeiten des Klimawandels gewinnt dieses Thema immer mehr an Gewicht. Die Anpassung der Waldbewirtschaftung an die klimatischen Veränderungen erfordert enorme personelle und finanzielle Ressourcen, um Gefährdungen durch umstürzende Bäume oder abbrechende Äste zu verhindern“, berichtete Seefelder. Die Kontrolle der Verkehrssicherheit erfolgt gezielt entlang von Straßen, Bebauungen und Erholungseinrichtungen. Waldbesucher sollten sich der waldtypischen Gefahren bewusst sein – das Betreten erfolgt laut Landeswaldgesetz Baden-Württemberg grundsätzlich auf eigene Gefahr.

Für die Zukunftsfähigkeit des Stadtwaldes ist eine natürliche Verjüngung entscheidend. „Ohne eine angemessene Regulierung der Rehwilddichte können junge Bäume nicht nachwachsen – Wildverbiss verhindert oft die Entwicklung der natürlichen Waldverjüngung“, erklärte Seefelder. Deshalb bleibe die Jagd ein zentrales Instrument der Waldentwicklung. Zwar wurde kürzlich wieder ein Luchs im Stadtwald nachgewiesen, doch habe dieses Individuum aktuell keinen Einfluss auf die Rehwildpopulation. Ab 2027 soll die Jagd auf Teilflächen des Stadtwaldes wieder in Eigenregie erfolgen. So hatte es der Gemeinderat bereits im Dezember beschlossen.

Wenn sich der Wald nicht selbst regeneriert, sind Anpflanzungen notwendig. Das ist allerdings mit hohen Kosten und Risiken verbunden. Forstrevierleiter Hans-Michael Schmitt erläuterte: „Die Etablierung einer Pflanzung kostet derzeit etwa 30.000 bis 35.000 Euro pro Hektar.“ Deshalb wird weiterhin vorrangig auf natürliche Verjüngung gesetzt. Beispielhafte Pflanzprojekte, wie das letztjährige Jahrgangswäldchen oder eine über Crowdfunding finanzierte Fläche in Kooperation mit dem Stadtjugendring, wurden vor Ort vorgestellt. Besonders hervorgehoben wurde das Engagement der Firma Denataurum aus Ispringen, die jährlich einen vierstelligen Betrag zur Waldpflege beiträgt.

Abschließend wies Förster Schmitt auf die Bedeutung der ökologischen Vielfalt hin: „Ein vermeintlich unaufgeräumter Wald schützt den Boden vor Austrocknung und schafft Lebensräume für unzählige Insekten, Pilze und andere Organismen.“ Die gezielte Förderung der Biodiversität sei ein zentraler Bestandteil der heutigen Waldbewirtschaftung zum Nutzen künftiger Generationen.

Quelle(n): pm

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