Seit 2008 sind nun insgesamt 247 Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig in Pforzheim verlegt worden. (Lesezeit: 4 Minuten)
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Das Halten von großen Worten ist nicht des Künstlers Gunter Demnig große Leidenschaft. Das wird ab dem ersten Moment klar, als Demnig am vergangenen Freitag mit den ersten drei Stolpersteinen seiner neuerlichen „Pforzheim-Tour“ in der Bleichstraße bescheiden und fast schon unauffällig vor die bereits wartende Gruppe von rund 20 Menschen dazustößt. Doch viel sagen muss Demnig auch gar nicht, denn sein Projekt der Stolpersteine spricht längst für sich selbst.
Sage und schreibe über 61.000 Stolpersteine hat Demnig seit 1992 hergestellt und in 22 Ländern europaweit verlegt. Jeder von Hand produzierte Stein, der vor einem existierenden oder an der jeweiligen Adresse ehemals vorhandenen Hauses verlegt wird, erinnert an einen Menschen, der dort lebte und in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurde. Und das bedeutet jedes Mal ein nicht nur symbolisches Niederknien, da der Stein fest in den Untergrund eingelassen werden will.
Pforzheim ist für Gunter Demnig kein unbekannter Ort. Seit 2008 hat er, einschließlich der 21 Stolpersteine, die am Freitag an zehn Orten in der Innenstadt verlegt wurden, insgesamt 247 Stolpersteine in Pforzheim gelassen. Die Federführung für die Pforzheimer Stolpersteine hat dabei die Löbliche Singergesellschaft von 1501. Dort arbeitet Hans Mann ehrenamtlich von Anfang an daran, fast vergessene Namen und Daten von Menschen zu recherchieren und akkurat zu prüfen. Auch das Stadtarchiv wird hier konsultiert, denn ein wichtiger Baustein des Projektes ist es, das Unrecht im Dritten Reich anhand von echten Namen und Schicksalen greifbar zu machen.
Wichtig ist den Pforzheimer Initiatoren daher auch, nach möglichen Verwandten der Opfer zu recherchieren und diese wenn möglich nach Pforzheim einzuladen. So reiste dieses Mal Elly Krieg aus Australien an, um der Verlegung der Stolpersteine für ihre Großeltern und ihrer Mutter beizuwohnen. Zuvor wurde sie von Oberbürgermeister Peter Boch und Christa und Hans Mann im Rathaus empfangen.
Auch für die Finanzierung und Projektabwicklung kümmern sich die „Löblichen“, die zu jedem Stolperstein einen Paten suchen, der die Herstellungs- und Verlegekosten übernimmt. Das ist glücklicherweise in Pforzheim bisher kein Problem gewesen und zu den bisherigen Paten gehören eine ganze Reihe von honorigen Pforzheimern, darunter alle Oberbürgermeister seit Christel Augenstein. Auch Oberbürgermeister Boch ist zusammen mit seiner Ehefrau Monika seit Freitag nun Pate eines Steines. „Die Stolpersteinaktion ist wichtig, um die schrecklichen Taten unter dem NS Regime in Erinnerung zu rufen und die Geschichte sichtbar und erlebbar zu machen,“ so Oberbürgermeister Boch.