Wann ist kaputt eigentlich richtig kaputt?

Die Pforzheimer Bädermisere ist reich an echten Schäden und weitgehend virtuellen Diskussionen. Nur die wenigsten davon bringen weiter.

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Der Bremser hatte eigentlich in der Zeit, in der es im Eisenbahnwesen nicht ohne Bremser ging, einen undankbaren Job. Da saß er hinten am Zug in der Kälte, muss die ganze Zeit aus dem Fenster schauen und hören, ob von vorne von der Lok optische oder akustische Signale kommen, um eine Bremsung einzuleiten. Verschlief ein Bremser so ein Signal, knallte es oft. Und bremste er versehentlich, hatten die Lokführer danach um so mehr zu tun, die Lok wieder unter Dampf zu bringen.

Nun ist das mit der Bädermisere in Pforzheim so eine Sache. Das Aus für das Emma-Jaeger-Bad (immer mit “ae”, liebe FDP/FW-Fraktion) und die Schwimmhalle Huchenfeld kam mit Ansage, so viel lässt sich jetzt schon geschichtlich darüber erzählen. Defekte Dachkonstruktionen, zerfallende Beckeneinrichtungen und das komplett gesperrte Nichtschwimmerbecken im Emma-Jaeger-Bad sprechen dicke Bände des technischen Versagens. Und die werden durch Aussitzen auch nicht besser.

Mit ihrem gestrigen Antrag, den ab Mitte Dezember geplanten Rückbau von Emma-Jaeger-Bad und der Schwimmhalle Huchenfeld zu verhindern, löst die FDP/FW-Fraktion eine wiederholte Bremsung in der gesamten Bäderdebatte aus, bei der wieder einmal keiner so recht weiß, warum eigentlich. Einen ähnlichen Versuch gab es im März mit einem verstörend unsachlichen Debattenbeitrag über die Tragfähigkeit des Daches der Huchenfelder Schwimmhalle und man könnte glauben, dass all diese Bremsungen System haben.

Denn Fakt bleibt immer noch: Beide Bäder sind definitiv und substantiell so kaputt, dass kein Gutachter einen weiteren Schwimmbetrieb mehr genehmigen will und da hilft es auch nicht, der Stadtverwaltung ständig und immer wieder in schriller Rhetorik angebliche Inkompetenzen vorzuwerfen.

Kein Platz für Wehmut

Mit dem Verströmen von angenehm kribbelndem Wehmut über schöne Jugendzeiten im Emma kommen wir in der Bädermisere nicht mehr weiter. Es braucht jetzt von den Verantwortlichen in der Stadtverwaltung und im Gemeinderat eine klare Strategie abseits von kindergartenhaftem Verhalten, das letztlich den gesamten Politikbetrieb in der Öffentlichkeit nachhaltig beschädigt. Denn freuen tun sich am Ende wieder die politischen Kräfte, die jeder politischen Sacharbeit außerhalb von Wahlkämpfen vornehm, still und leise aus dem Weg gehen, dann aber bei der nächsten Wahl auf die streitenden Kollegen zeigen werden und Stimmung gegen jede Form der demokratischen Arbeit machen.

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Besim Karadeniz (bka), Jahrgang 1975, ist Autor und Erfinder von PF-BITS seit 2016. Er ist beruflich selbstständiger Web-Berater und -Entwickler. Neben PF-BITS betreut er mehrere weitere Online-Projekte und kann auf einen inzwischen über 25-jährigen Online-Erfahrungsschatz zurückblicken. Neben der technischen Betreuung von PF-BITS schreibt er regelmäßig Artikel und Kolumnen.