„Designers in Residence“-Stipendiaten für 2020 ausgewählt

"Designers in Residence"-Stipendiaten in 2020: Maria Appleton, Mira Kim und Jaspar Rogers (Fotos: privat)

Drei Stipendiaten für Textil-, Mode und Schmuckdesign aus 260 Bewerbern ausgewählt.

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Was für spannende Projekte entstehen, wenn junge Designer unabhängig von Zeitdruck und finanziellen Sorgen an ihren Ideen arbeiten können, zeigt das Stipendienprogramm „Designers in Residence“, das bereits zum fünften Mal von der Stadt Pforzheim in Kooperation mit der Hochschule Pforzheim und dem Design Center Baden-Württemberg ausgeschrieben wurde. Mehr als 260 junge Designer aus 54 Ländern bewarben sich mit ihren Projektideen um einen der drei Stipendienplätze für das Jahr 2020. Die Jury, bestehend aus Schmuckdesigner Sam Tho Duong, Industriedesigner Stefan Lippert und Modedesignerin Bettina Weiss, wählte nun die neuen Stipendiaten aus.

„Designers in Residence hat sich in den vergangenen Jahren als wichtiger Baustein bei der internationalen Positionierung der Stadt Pforzheim als Designstandort entwickelt“, sagt Almut Benkert, Fachbereichsleiterin Kreativwirtschaft beim Eigenbetrieb Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim. „Die kontinuierlich steigenden Bewerberzahlen und die Qualität der Einreichungen bestärken uns darin, das Projekt auch weiterhin fortzuführen“, so Almut Benkert weiter.

Modedesign mit Maria Appleton

Im Bereich Modedesign fiel die Wahl auf Maria Appleton. Die Textildesignerin aus Portugal möchte in ihrem Projekt neue Lebensweisen und Wohnformen im Raum durch den Einsatz flexibler textiler Strukturen erforschen und eine Installation entwickeln, die mit dem menschlichen Körper interagiert. „Wir haben uns für Maria entschieden, da sie als Textildesignerin mit ihrer Arbeit den Dialog zwischen dem menschlichen Körper, textiler Fläche und architektonischem Raum in neuer, ästhetischer Umsetzung herausfordert“, erklärt Bettina Weiss. Für ihre Installation möchte Maria Appleton nicht nur Textilien einsetzen, sondern mit verschiedenen Technologien arbeiten, um über eine rein visuelle Erfahrung hinauszugehen und den menschlichen Körper mit der Umgebung zu verbinden: „Ich möchte hinterfragen, wie textile Strukturen die heutige Architektur beeinflussen können und wie sich dies in den nächsten Jahren verändern könnte“, erklärt Maria Appleton.

Maria Appleton stammt aus Lissabon, Portugal, wo sie eine zweijährige Ausbildung im Bereich Textildesign absolvierte. Anschließend zog sie nach London, wo sie im Juli 2019 ihr Studium in Textildesign am Chelsea College of Arts, UAL, in London abschloss. Im Jahr 2018 erhielt sie ein Stipendium der Kyoto University of Technology für ein Forschungsprojekt im Bereich Textilien. Darüber hinaus entwickelte sie mit Zara eine nachhaltige Kollektion für Kinderbekleidung und entwarf Schuh-Protoypen für NIKE. Momentan lebt und arbeitet Maria Appleton in Lissabon.

Schmuckdesign mit Mira Kim

Für Schmuckdesign wurde Mira Kim aus Südkorea ausgewählt. Während des Stipendiums möchte sich die Schmuckdesignerin mit Kontexten beschäftigen: „Jede neue Information, die wir aufnehmen, wird durch unsere eigene Wahrnehmung und die damit verbundenen Vorannahmen bewertet. Dabei hängt unser Urteil nicht nur von der persönlichen Einstellung ab, sondern wird auch etwa durch historische und soziale Erfahrungen beeinflusst“, so Mira Kim. Ihr Ziel ist es, Schmuckstücke zu schaffen, die eine Neubewertung von Informationen provozierten und die Realität des Betrachters infrage stellen. „Mira Kims Arbeiten überzeugen durch ihre unkonventionelle, sowohl spielerische wie auch variantenreiche Art sowie ihr handwerkliches Können“, begründet Sam Tho Duong die Entscheidung der Jury.

Mira Kim wurde in Seoul geboren, wo sie auch Metalldesign an der Hanyang University studierte. Anschließend absolvierte sie den Masterstudiengang Edelstein und Schmuck an der Hochschule Trier in Idar-Oberstein. Im Jahr 2019 stellte sie ihre Arbeiten auf der Marzee Graduation Show in München aus und war wurde von klimt02 als „Selected Graduate“ für die Hochschule Trier ausgezeichnet.

Industriedesign mit Jaspar Rogers

Das dritte Stipendium erhält Jaspar Rogers. Der britische Industriedesigner möchte sich mit politischen Prozessen beschäftigen: „Viele Menschen gehen gar nicht erst zu Wahlen, weil sie sich von den vorherrschenden Parteien nicht repräsentiert fühlen. Ich habe mich gefragt, ob dies an der Komplexität politischer Prozesse liegt und wie man dem entgegen wirken könnte“, erklärt Jaspar Rogers. Aus diesem Grund möchte er ein interaktives Spiel entwickeln, bei dem sich der Spieler in die Rolle eines Politikers hineinversetzen kann.

„Das Konzept des Politik-Spiels repräsentiert in hervorragender Weise die Idee des Produktdesigns, eine für den Nutzer notwendige Funktion in Form eines Gegenstandes darzustellen. Mehr denn je braucht unsere Welt politische Bildung – mit diesem Spiel kann diese politische Bildung multipliziert in die Welt getragen werden“, meint Stefan Lippert.

Jaspar Rogers studierte zunächst Naturwissenschaften, bevor er 2019 sein Design-Studium an der Goldsmiths University of London abschloss. Rogers bezeichnet sich als antidisziplinärer Designer, sein Fokus liegt auf der Schaffung von sozialen Gütern und ökologischer Nachhaltigkeit. So realisierte er beispielsweise bereits Projekte zu Themen wie Obdachlosigkeit, Umweltverschmutzung, Gender Stereotypen oder dem Recyceln von Plastik.

Die drei Designer werden von April bis Juni 2020 in Pforzheim wohnen und im EMMA – Kreativzentrum Pforzheim an ihren Projekten arbeiten.

Für den Zeitraum des Stipendiums erhalten die Designer eine kostenlose Unterkunft sowie eine monatliche finanzielle Förderung. Darüber hinaus können die Stipendiaten die Infrastruktur und die Angebote der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Pforzheim im Rahmen des Stipendiums nutzen. Im Anschluss werden die Ergebnisse in Ausstellungen im EMMA – Kreativzentrum (26.6.-5.7.2020) sowie im Design Center Baden-Württemberg, Stuttgart (15.09.-22.10.2020), präsentiert.

Besim Karadeniz
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Besim Karadeniz (bka), Jahrgang 1975, ist Autor und Erfinder von PF-BITS seit 2016. Er ist beruflich selbstständiger Web-Berater und -Entwickler. Neben PF-BITS betreut er mehrere weitere Online-Projekte und kann auf einen inzwischen über 25-jährigen Online-Erfahrungsschatz zurückblicken. Neben der technischen Betreuung von PF-BITS schreibt er regelmäßig Artikel und Kolumnen und ist zuständig für den Kontakt zu Partnern und Autoren.