Gesundheitsamt informiert zu Corona-Infektionszahlen

Grafische Darstellung des Corona-Virus SARS_CoV-2 (Grafik: Alissa Eckert, MS; Dan Higgins, MAMS)

Gesundheitsamt sieht Zeitgewinn durch frühzeitige Ermittlung von Kontaktpersonen bei Infizierten.

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Nachdem am 3. März 2020 die Corona-Ambulanz am Helios Klinikum Pforzheim startete und am 7. März die erste Corona-Infektion im Enzkreis bestätigt wurde, steigt die Fallzahl erwartungsgemäß.

In einigen Enzkreis-Gemeinden gab es dabei deutliche Steigerungen. „Das liegt an der Dynamik der Erkrankung“, wie Dr. Brigitte Joggerst, Leiterin des Gesundheitsamts, erläutert: „Oft handelt es sich um mehrköpfige Familien, die sowieso schon als Kontaktpersonen der 1. Kategorie in Quarantäne waren. Sie konnten daher das Virus kaum nach draußen weitergeben.“ Wenn enge Familienmitglieder aus dem gleichen Haushalt ebenfalls Symptome entwickeln, gelten sie auch ohne Testung als „epidemiologisch gesicherter Fall“. Dann könne sich die „offizielle“ Zahl der Infizierten in einer Gemeinde praktisch über Nacht von 1 auf 4 oder 5 erhöhen. „In unserer Übersicht erscheinen die Fälle erst, wenn klar ist, dass sie auch erkrankt sind – alles andere wäre unseriös“, sagt die Ärztin.

„Mit etwa 47 Fällen pro 100.000 Einwohnern im Enzkreis und knapp 30 in Pforzheim liegen wir im Landesvergleich etwas hintendran“, so Joggerst. Zum Vergleich: in den Nachbarkreisen Heilbronn und Ludwigsburg sind es über 100, im Kreis Calw sogar knapp 180 Betroffene auf 100.000 Einwohner. Allerdings seien diese Zahlen auch nur bedingt aussagekräftig: Sie hingen zum Beispiel davon ab, wie viele Menschen getestet wurden. „Im Enzkreis waren es bislang etwa 1.400 Personen“, sagt Joggerst: „Viel mehr hätten die Labore auch kaum verarbeiten können.“ Zudem habe man die Ressourcen – Testkits und Schutzausrüstung, ebenso wie Ärzte und medizinische Fachangestellte – möglichst effizient einsetzen wollen.

Gezielt getestet worden seien Menschen, bei denen Symptome der Krankheit erkennbar waren und die Kontakt zu Infizierten hatten oder zuvor in Risikogebieten unterwegs waren. „Wir haben uns konsequent an die Vorgaben und Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts gehalten.“ Allerdings gebe es immer wieder auch Hinweise, „dass Leute positiv sind, die nicht in unserem Beuteschema waren.“ Inzwischen verändere sich die Test-Strategie ohnehin – nicht zuletzt, weil die internationalen Risikogebiete unwichtig geworden sind: „Wir haben ja praktisch niemand mehr, der oder die aus Italien oder Spanien zurückkehrt.“

Exponentielles Wachstum und die Bedeutung der kleinen Zahl

„Das Virus breitet sich nicht linear aus, die Kurve steigt nach kurzer Zeit steil an“, sagt Angelika Edwards, Leiterin des Infektionsschutzes: „Wir rechnen, dass ein Infizierter drei andere ansteckt, diese drei dann wiederum neun, daraus werden 27 und binnen weniger Wochen schon über 100.“ Eine große Rolle spiele bei der Ausbreitung, wie viele Menschen am Anfang infiziert seien. „Wenn es statt einem Menschen zehn sind, dann habe ich nach vier Wochen 1.000 und nicht 100 Neuinfizierte.“

Auch deshalb habe man im Gesundheitsamt von Anfang an viel Energie und Personal investiert, um möglichst viele Kontaktpersonen von Infizierten zu ermitteln und in Quarantäne zu schicken. „Das ist, als würde man lauter kleine Feuer austreten“, beschreibt Dr. Isabel Maubach vom Gesundheitsamt die Strategie: „Jedes dieser Feuerchen kann sich zum Flächenbrand entwickeln – das wollen wir unbedingt verhindern.“ Ob die Taktik aufgeht, wird sich allerdings endgültig erst in einigen Wochen zeigen. „Aber immerhin haben wir offensichtlich etwas Zeit gewonnen“, betont Brigitte Joggerst. Das sei entscheidend, damit vor allem die Krankenhäuser nicht überfordert würden, wenn schwer Erkrankte aufgenommen werden müssen.

Weitgehend unerforscht und damit unbekannt ist die Zahl der tatsächlich mit Corona Infizierten. „Sehr viele vor allem Jüngere haben nur schwache Symptome und milde Krankheitsverläufe“, erklärt Joggerst. „Die wissen gar nicht, dass sie COVID 19 haben oder hatten.“ Deshalb lasse sich auch keinerlei Zahl nennen, wie viele Menschen in der Region die Krankheit bereits überstanden hätten und damit für die nächsten Jahre immun seien. „Dazu bräuchten wir eine epidemiologische Gesamtstudie – und vor allem eine Möglichkeit, nicht auf das Virus zu testen, sondern auf Antikörper.“ Der Antikörpertest könne bald laborreif sein, eine Studie liege eher noch in weiter Ferne.

Quelle(n): pm

Besim Karadeniz
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