Stadt und Oberbürgermeister kommen mit Bürgerinnen und Bürgern in den Dialog zur Kommunikation in der Corona-Krise. (Lesezeit: 5 Minuten)
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Exakt 42 Teilnehmer fanden sich am Mittwochabend um Punkt 18 Uhr vor ihren Computern. Das ist deshalb bemerkenswert, weil diese 42 Teilnehmer gemeinsam dem ersten digitalen Bürgerdialog der Stadt beiwohnten, der sich mit der Kommunikation zwischen der Stadt und der Bürgerschaft während der Corona-Krise beschäftigte. Moderiert wurde der Bürgerdialog von einem Team der Bertelsmann Stiftung, die für dieses Projekt insgesamt zehn Pilotkommunen gesucht hat und mit Pforzheim eine der schnellsten Rückmeldungen erhielt. Daraufhin wurden neben Bewerbungen aus der Bürgerschaft auch zufallsgesteuert Bürger über das Melderegister eingeladen.
„Wir können Sie sehen!“, begrüßte Projektleiterin Anna Renkamp der Bertelsmann Stiftung die Teilnehmer und Medienvertreter, die in einer großen Videokonferenz zusammengeschaltet waren. In einem weiteren Grußwort freute sich auch Oberbürgermeister Peter Boch über die rege Teilnahme und war sehr gespannt auf das Input: „Wenn man Bürger ernst nimmt, geht es darum, von Bürgern etwas zu erfahren.“
Impulsvortrag mit Rückblick auf die Kommunikation zu Beginn der Corona-Krise
Die Idee des digitalen Bürgerdialoges ist dabei nicht unbedingt weiter weg von einem herkömmlichen Bürgerdialog „von Gesicht zu Gesicht“. In einem Impulsvortrag erläuterte Michael Strohmayer, Pressesprecher der Stadt Pforzheim, wie die Stadtspitze zu Beginn der Corona-Krise innerhalb kürzester Zeit zum einen über einen schnell gebildeten Krisenstab Handlungsfähigkeit sicherstellen und zum anderen mit der Öffentlichkeitsarbeit im Zusammenspiel mit den Medien und den eigenen Social-Network-Kanälen die Bevölkerung informieren musste. Dies wurde dadurch erschwert, dass die Verordnungen der Landesregierungen meist sehr spät veröffentlicht wurden und die Presseabteilungen an Wochenenden die neuesten Regelungen aufarbeiten musste.
Dreh- und Angelpunkt der hauseigenen Kommunikation war nach Aussage von Strohmayer vor allem die städtische Website, die zu Beginn der Krise das Zehnfache der normalen Besucherzahl abwickelte. Zur besseren Information baute die Presseabteilung dazu eine eigenen Corona-Seitenbereich auf, der neben Informationen auch Übersichten über Hilfsangebote und Kontaktadressen beinhaltete.
Eine zweifellos aufopferungsvolle Arbeit, die jedoch bei vielen Bürgern offenbar nicht ankam. Denn die in Kleingruppen nach dem Impulsvortrag gesammelten eigenen Erfahrungen mit den Informationsangeboten der Stadt zeigten, dass für viele Menschen eher überregionale Medien die Hauptinformationsquelle waren. Dennoch hatte man es, so Strohmayer, mit einer Vielzahl an Mails und Anrufen zu tun, die allesamt abgearbeitet werden mussten, neben den rund 200 Pressemitteilungen, die allen zum Thema Corona versendet werden mussten. „Wir haben es sehr, sehr gern gemacht“, resümiert Strohmayer dennoch.
Fragen und Antworten zur besseren Krisenfestigkeit
Wertvolle Antworten aus den Kleingruppen gab es nach dem zweiten Arbeitsblock. Durchweg waren die Teilnehmer beeindruckt über die mediale Berichterstattung. Als Wünsche wurden vor allem Chats, Newsletter und eine Möglichkeit zur Einbindung von Vereinen als Multiplikatoren gewünscht, um Informationen weiter verteilen zu können.
Auch wünschen sich die Teilnehmer eine stärkere Verzahnung der städtischen Kommunikation mit den Social-Media-Kanälen der Stadt. Die wurden zwar, so Strohmayer, aktiv in die Krisenkommunikation einbezogen, waren aber ebenfalls offenbar nicht im Fokus vieler Menschen.
Dennoch zogen die Teilnehmer in den Kleingruppen den Rückschluss, dass sie „relativ gut informiert“ durch die Corona-Krise kamen. Unzufriedenheit herrschte über die „schlechte Zugänglichkeit der Behörden“ während der Krise. Zwar hat die Stadt bereits während der Krise eine Reihe von Diensten auf Online-Nutzung umgestellt, doch dies war (und ist) offenkundig nur den wenigsten bekannt. Ein Punkt, den die Stadt für zukünftige Verbesserungen mitnehmen möchte.
Digitaler Bürgerdialog mit einer Wiederholung?
Durchweg sehr positiv wurde der digitale Bürgerdialog von allen Teilnehmern aufgenommen und es wurde auch der Wunsch geäußert, diese Form des Dialoges regelmäßig anzubieten. Sogar eine wöchentliche Ausgabe kam als Wunsch aus einer Kleingruppe. In einer schnellen Umfrage am Ende des Bürgerdialoges zeigten sich auch rund ein Dreiviertel der Teilnehmer sehr zufrieden über die zweistündige Veranstaltung.
OB Boch verschloss sich diesem Wunsch nicht und kündigte an, diese Form des Bürgerdialoges neben den klassischen Bürgerdialogen anzubieten, nicht ohne einen Dank an die Kommunikationsabteilung der Stadt und an Michael Strohmayer auszusprechen: „Hätten wir Sie nicht, hätten wir viele nicht erreicht.“