Datenverlust mit Humor – „IT-Comedian“ hackt mit Publikum

Die wissenschaftlichen Leiterinnen des Studium Generale, Professorin Dr. Christa Wehner (links) und Professorin Dr. Frauke Sander (rechts), begrüßen IT-Comedian Tobias Schrödel im Audimax der Hochschule Pforzheim (Foto: Axel Grehl/Hochschule Pforzheim)

Ernstes Thema Datensicherheit in unterhaltsamer Form erklärt. 800 Zuschauer via Livestreaming.

(Lesezeit: 4 Minuten)

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Er ist Fachinformatiker und arbeitete fast 14 Jahre lang für die Telekom-Tochter T-Systems als Consultant unter anderem im Bereich IT-Security: Tobias Schrödel ist quasi das sympathische Gesicht der Hacker-Szene. Das machte er am Mittwoch im Audimax der Hochschule Pforzheim als Gast im Studium Generale mit seinen wertvollen Tipps fürs Publikum deutlich.

Die wissenschaftlichen Leiterinnen des Studium Generale, Professorin Dr. Christa Wehner und Professorin Dr. Frauke Sander, freuten sich über das lange vermisste Auditorium im Walter Witzenmann-Hörsaal der Hochschule. Coronabedingt war dieser nur spärlich besetzt. Aber nicht aus mangelndem Interesse, sondern um den Sicherheitsabstand zwischen den Besuchern einhalten zu können. Das besondere Hygienekonzept der Hochschule machte diesen ersten Vortrag des Studium Generale in diesem Jahr mit Publikum überhaupt erst möglich. Und so konnten immerhin rund 80 Personen mit großem Abstand zueinander Schrödel live erleben. Vor Ort auf dem Campus der Hochschule. Mehr als 800 weitere Zuschauer verfolgten den Vortrag im Livestream auf Youtube. Nachdem das Studium Generale im Sommersemester den Auswirkungen der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen war, haben sich die Macherinnen an der Hochschule Pforzheim zum Wintersemester mächtig ins Zeug gelegt, um dem Publikum die begehrten Vorträge wieder zu ermöglichen. Mit Erfolg.

Guter Rat in unterhaltsamem Ton

Denn Tobias Schrödel knackte gemeinsam mit dem Publikum Passwörter, machte die Urheber von Fotos in sozialen Netzwerken gläsern, indem er deren Wohnadresse herausfand, und zeigte, gespickt mit vielen kleinen Pointen, wie ratsam es doch ist, gut auf seine Daten aufzupassen. In seinem Vortrag „Hacking für jedermann, IT Sicherheit mal anders“ nahm er das Publikum mit auf eine kurzweilige Reise durch den Datendschungel des Internets und seinen Gefahren. Wie relevant dies ist, betonte Frauke Sander bei Ihrer Anmoderation. „Während die Wirtschaft derzeit in vielen Bereichen mit Rückgängen zu kämpfen hat, wächst das Internet täglich um eine Million User.“

Seriös, im Anzug mit Hemd und Krawatte, begrüßte Schrödel das Publikum und lockte es mit der Aussicht auf technische Details zunächst in die Falle. Denn der Vortrag erwies sich als ganz und gar nicht technisch oder trocken, sondern als unterhaltsame Hacker-Show. Entsprechend legte er die Business-Attitude auch äußerlich ab und präsentierte sich im Bandshirt der Metaller von „Iron Maiden“. So weit, so locker.

Das Thema selbst ist ernst. Denn im Internet – und noch schlimmer im Darknet – lauern auf unsere Daten große Gefahren. Denn dort sind Passwörter zu kaufen und entsprechend sind vom Privatnutzer bis zum Konzern Konten gefährdet. „Auch ihre Passwörter! Daher rate ich ihnen: Benutzen sie nicht immer dasselbe Passwort für Ihre verschiedenen Accounts und spicken sie diese mit möglichst vielen Variationen und Sonderzeichen“, empfahl Schrödel. Wie leicht beispielsweise ein E-Mail-Konto gehackt werden kann, demonstrierte er live und auf sehr humorvolle Weise. Das Magazin „Chip“ bezeichnete ihn deshalb auch als „Deutschlands ersten IT-Comedian“. Neben all dem Spaß, den er vermittelt, will er Anwender vor allem sensibilisieren und zum Nachdenken anregen. Denn: Gehackt zu werden kann jedem passieren. „Um ihnen das mal zu zeigen, suchen wir einfach mal nach den Passwörtern von Mitarbeitern einer speziellen Hotelkette.“ Mithilfe spezieller Software – die man im Darknet kaufen kann – gelang Schrödel vor den Augen des Publikums das Knacken hunderter Passwörter binnen weniger Augenblicke.

„Die meisten Nutzer agieren im Internet sehr sorglos. Sie denken: Für mich interessiert sich eh niemand. Oder mich hat es noch nie getroffen. Oder sie wischen Bedenken ganz beiseite nach dem Motto `Augen zu und durch´“, gab Schrödel zu bedenken.

Die vielen Nachfragen sowie die zahlreichen positiven Kommentare im Live-Chat während der Übertragung dokumentierten, dass das Thema jeden betrifft und das Youtube-Format als Ergänzung in diesen Zeiten sehr gut ankommt.

Quelle(n): pm

Besim Karadeniz
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