Galeria Karstadt Kaufhof schließt Filiale in Pforzheim

Kaufhof-Pavillon in Pforzheim

95 Mitarbeiter werden voraussichtlich bis Ende Januar 2024 ihren Job verlieren.

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Eine Pforzheimer Institution schließt ihre Tore voraussichtlich zum 31. Januar 2024. Das wurde den rund 100 Mitarbeitern der Pforzheimer Filiale des Konzerns heute in einer Betriebsversammlung mitgeteilt, nachdem der Aufsichtsrat gegen Mittag die Pläne abgesegnet hat. Die Pforzheimer Filiale ist damit eine der 52 Filialen bundesweit, die aufgrund der finanziellen Schieflage des Unternehmens geschlossen werden. Derzeit gibt es noch 129 Filialen, bis 2024 sollen nur noch 77 Filialen bestehen bleiben, vorausgesetzt Gläubiger verzichten auf ihre Forderungen.

Mit der Schließung der Galeria Kaufhof endet im nächsten Jahr eine über 130-jährige Kaufhausgeschichte in Pforzheim. 1890 als Kaufhaus „S. Wronker & Co.“ gegründet, wurde das Unternehmen 1931 vom Kaufmann Schlomo Salman Schocken übernommen. 1938 wurde dann die Schocken AG durch ein Bankenkonsortium übernommen und zur „Kaufstätte Merkur“ umgewandelt. Nach 1945 wandelte sich der Namen um zum „Kaufhaus Merkur“. 1977 erfolgte dann der Wechsel zu Horten und 1994 zu „Galeria Kaufhof“. Die Kaufhof AG wurde später dann mit der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH verschmolzen.

Bedauern aus der Politik

Mit „großem Bedauern“ nimmt Oberbürgermeister Peter Boch die Entscheidung der Unternehmensleitung zur Kenntnis. Positiv wertet er, dass durch den vorläufigen Weiterbetrieb bis Ende Januar 2024 „zumindest etwas mehr Zeit gewonnen“ werde. „Auch wenn diese Entscheidung nicht ganz überraschend kommt und wir uns daher bereits seit vielen Wochen mit verschiedenen Szenarien beschäftigen konnten, ist dies zunächst mal ein schwerer Rückschlag für den Einzelhandelsstandort Pforzheim und insbesondere für die Innenstadt – trotz aller alternativen Perspektiven, an deren Entwicklung wir jetzt arbeiten.“ Gleichzeitig handele es sich um eine ganz bittere Nachricht für die 95 hier am Standort beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – mit einer in der Regel hohen Betriebszugehörigkeit von durchschnittlich 24 Jahren und damit großer Treue zum Unternehmen. Den Beschäftigten gelte auch das besondere Augenmerk der Stadt Pforzheim. „Wir versuchen im Rahmen unserer – leider begrenzten – Möglichkeiten alles, um den Betroffenen wo immer möglich Türen zu öffnen.“ Daher gehörten auch der örtliche Betriebsrat und die Verantwortlichen der Verdi-Bezirksleitung zu den Gesprächspartnern der vergangenen Wochen.

Als eine „extrem bittere Nachricht“ bezeichnet die Bundestagsabgeordnete Katja Mast die angekündigte Schließung. „Es geht hier um mehr als ein Kaufhaus. Ich weiß, dass die Beschäftigten vor Ort bis zuletzt Hoffnung hatten, dass es weiter geht“, so Mast. „Diese Hoffnung hatte auch ich. Ich war erst in der vergangenen Woche vor Ort. Man spürt mit wieviel Herzblut und Leidenschaft die Beschäftigten teilweise seit Jahrzehnten in dem Kaufhaus arbeiten. Sie haben in der Vergangenheit Gehaltskürzungen und vieles mehr in Kauf genommen, um ihren Teil zu der Sanierung beizutragen.“

Umso schmerzlicher sei die Entscheidung, die sie nicht nachvollziehen kann. Der Eigentümer sei nun gefragt, die Beschäftigten „zu begleiten“. „Bei den verbleibenden Kaufhäusern muss es ein echtes Zukunftskonzept und Investitionen geben. Ein einfaches ‚Weiter so‘ wird nicht reichen,“ so Mast.

„Die Ankündigung von Galeria Karstadt Kaufhof die Filiale in Pforzheim zu schließen ist ein herber Schlag für die Stadt, die Region und vor allem für die Belegschaft“, so Bundestagsabgeordneter Rainer Semet (FDP). Mit der Schließung verlören viele Innenstädte weiter an Attraktivität. Die Krise des Einzelhandels in den Innenstädten sei „eine Folge der Überregulierung und den unfairen Wettbewerbsbedingungen im Handel“. Was für Online-Händler gelte, müsse auch für den Einzelhandel vor Ort gelten. „Wir brauchen endlich flexible Ladenöffnungszeiten, eine Lockerung des Verkaufsverbots an Sonntagen und niedrige Steuertarife“, so Semet.

Besim Karadeniz
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Besim Karadeniz (bka), Jahrgang 1975, ist Autor und Erfinder von PF-BITS seit 2016. Er ist beruflich selbstständiger Web-Berater und -Entwickler. Neben PF-BITS betreut er mehrere weitere Online-Projekte und kann auf einen inzwischen über 25-jährigen Online-Erfahrungsschatz zurückblicken. Neben der technischen Betreuung von PF-BITS schreibt er regelmäßig Artikel und Kolumnen und ist zuständig für den Kontakt zu Partnern und Autoren.