Stadt Pforzheim empfiehlt Ablehnung einer Kulturhauptstadt-Bewerbung und Aufbau des Ornamenta-Formats

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Positive Wirkungen einer Bewerbung könnten nicht losgelöst betrachtet werden von den Herausforderungen, vor denen die Stadt steht.

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Die Stadt Pforzheim hat alle Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken einer Pforzheimer Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt 2022 geprüft und für den Pforzheimer Gemeinderat in einer Beschlussvorlage aufbereitet. Das Stadtparlament wird nun am 24. Juli entscheiden, die Verwaltung empfiehlt dabei nach Abwägung aller Vor- und Nachteile die Ablehnung einer Bewerbung. „Wir haben das Thema sehr intensiv diskutiert, in der Verwaltung und im Bürgermeisteramt“, so Oberbürgermeister Peter Boch. Dabei seien die positiven Wirkungen einer Bewerbung zur Kulturhauptstadt unstrittig. Doch diese könnten nicht losgelöst betrachtet werden von den riesigen Herausforderungen, vor denen Pforzheim an anderer Stelle steht: „Solange in erheblichem Umfang Betreuungsplätze für Kinder fehlen, Schulen und städtische Infrastruktur dringend erhalten werden müssen, kulturelle und soziale Einrichtungen um die Existenz kämpfen und Sportvereine vor enormen Problemen stehen, ist die Europäische Kulturhauptstadt finanziell nicht darstellbar.“

Zwar ist das Angebot eines Sponsors, die Kosten einer Bewerbung zu übernehmen, wirklich beispielhaft. Aber „nur“ auf den Bewerbungsprozess kommt es nicht an: „Eine Bewerbung macht nur Sinn, wenn wir auch wirklich sicher sind, die Durchführung finanziell stemmen zu können“. Nach Rücksprache mit allen Experten müsste bei einer erfolgreichen Bewerbung von einem Kostenvolumen von rund 40 Millionen Euro ausgegangen werden. Selbst im günstigsten Fall einer gleichmäßigen Verteilung dieser Kosten auf Pforzheim und die Landkreise der Region bliebe für die Stadt ein Anteil von vier Millionen Euro. Dieses Geld könne angesichts der genannten Herausforderungen derzeit nicht in die Hand genommen werden. „Vor diesem Hintergrund macht es aus meiner Sicht keinen Sinn, weitere zeitliche und personelle Ressourcen in eine Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt fließen zu lassen, von der wir wissen, dass wir sie nicht durchführen können.“

Startpunkt für die Ornamenta als Festival für Design und Innovation im Jahr 2022

Stattdessen empfiehlt die Stadt Pforzheim, sich auf die Etablierung einer Ornamenta als Festival für Design und Innovation zu konzentrieren. Eine entsprechende Beschlussvorlage steht ebenfalls am 24. Juli zur Abstimmung. Demnach sollen für Vorbereitung und Durchführung der Ornamenta 500.000 Euro an Finanzmittel zur Verfügung stehen. „Ich weiß, dass wir damit unter dem liegen, was in der Vergangenheit als finanzieller Rahmen für die Ornamenta angedacht wurde“, so Oberbürgermeister Boch. Diese früheren Überlegungen würden sich für die Haushaltsjahre 2018 bis 2022 aber auf zwei Millionen Euro plus eine Million Personalkosten summieren. „Derzeit in dieser Höhe definitiv nicht darstellbar“, sagt der Rathauschef. Denn auch bei der Ornamenta gelte: „Die Mittel, die wir für das Festival in die Hand nehmen, müssen im Verhältnis zu dem Haushaltskonsolidierungsprozess stehen, in dem wir uns befinden.“

Dennoch sei es wichtig, mit der Ornamenta als Festival für Design und Innovation im Jahr 2022 einen Startpunkt für dieses neue Format zu setzen, das dann alle fünf Jahre stattfinden soll. „Damit hat die Ornamenta die Chance, sich stetig weiterzuentwickeln, zu wachsen und größer zu werden“, so Peter Boch. Gleichzeitig könne auf den Ergebnissen des Goldstadtjubiläums aufgebaut werden.

Quelle(n): pm

Besim Karadeniz
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