Eine Aktion der Brötzinger Gastronomen und des Schaustellerverbandes erregte am Samstag die Aufmerksamkeit auf dem Platz vor dem Stadtmuseum.
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Glocken und Pfeifen klingen gemeinsam mit Trommelwirbel über den Museumsplatz in Brötzingen, laut tönt die fröhliche Kirmesmusik und eine Engelsfigur dirigiert dazu mit einem Taktstab, Sascha Barth ist mit seiner fast hundertjährigen Konzertorgel aus Mainz angereist. Er ist einer der Schausteller, die sonst auf dem Pforzheimer Messplatz, dem Brötzinger Frühlingsfest oder dem Martinimarkt gastieren.
Schausteller Enrico Becker aus Kaiserslautern spendete Lebkuchenherzen, die von Amalienstube-Wirtin Susi Nikolaus an die Zuschauer verteilt wurden und Jörg Augenstein begrüßte diese bei bestem Schaustellerwetter und optimalen Bedingungen. Eigentlich wäre jetzt genau der Zeitpunkt für Jahrmärkte und Rummelplätze, aber die Corona-Pandemie hat auch hier einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Schausteller und Brötzinger Gastronomen möchten auf ihre Situation aufmerksam machen, in erster Linie sich aber bei ihren treuen Gästen und dem Publikum bedanken und weiter Mut machen.
Die Aktion war zwar angemeldet, doch durfte keine öffentliche Werbung gemacht werden, trotzdem waren durch Mundpropaganda und persönliche Kontakte viele Stammkunden und Freunde der Gastronomen gekommen.
Augenstein konnte vom Schaustellerverband Pforzheim den ersten Vorsitzenden Artur Dingeldein und seinen Stellvertreter Karl Müller begrüßen sowie den ersten Vorstand des Schaustellerverband Südwest Stuttgart Mark Roschmann. Vom Marktamt Pforzheim war Marc Pfrommer vor Ort, ebenso wie Bundestagsabgeordneter Gunther Krichbaum (CDU) und die Mitglieder des Gemeinderates Dr. Oana Krichbaum (CDU), Petra Bösl (Grüne Liste Pforzheim) und Michael Schwarz (Freie Wähler).
In Brötzingen hält man zusammen
„Nur in der Gemeinsamkeit aller Bürgerinnen und Bürger und aller Institutionen können wir gemeinsam wieder in eine erfolgreiche Zukunft schauen und gemeinsam das Unmögliche möglich machen“ so Augenstein in seiner Begrüßungsrede. In der ganzen Fußgängerzone wurden Plakate aufgehängt, auf gelbem Hintergrund sind viele kleine bunte Herzen und fügen sich darauf zu einem großen Herz zusammen. Dieses große Herz soll als Mutmacher in der Krise gesehen werden, jedes kleine Herz steht für einen kleinen Brötzinger Teil: den Einzelhandel, die Gaststätten, Kneipen und Bars, Ärzte und Unternehmer, Dienstleister, Schausteller, Vereine und Kultur. Auch das Südwestdeutsche Kammerorchester, die Museen und Sehenswürdigkeiten, die Schulen und Kindertagesstätten, die Seniorenheime sowie der Jazzclub domicile, die Bar troc und die Marionettenbühne Mottenkäfig, die Galerie Brötzinger Art, das Haus der Landsmannschaften und das Stadtmuseum, alle sind sie zur Zeit in Zwansgpause und hoffen darauf, bald wieder wie früher öffnen zu können.
Susi Nikolaus bedankte sich im Namen der Brötzinger Einzelhändler und Gastronomen, dass der Zusammenhalt so gut funktioniert, dass nicht nur von den treuen Stammgästen Gutscheine gekauft wurden, die spontan Geld in die leeren Kassen brachten und irgendwann mal eingelöst werden. Sie bedankte sich auch bei der Stadt Pforzheim für die Hilfe, dass für die Außengastronomie nichts bezahlt werden muss, was für die Gastronomen eine wertvolle Unterstützung darstellt. „Wir in Brötzingen halten zusammen, bei uns geht niemand kaputt. Egal wie es ist, wir haben ein offenes Ohr, und wir werden dafür sammeln, dass hier kein Geschäft kaputt geht.“
Wenn alles klappt, so Augenstein, wird vom 11.- 17. November 2020 der beliebte Martinimarkt stattfinden, der für die Schausteller als Ausgleich zum ausgefallenen Frühlingsfest in diesem Jahr sieben statt nur fünf Tage stattfinden darf.
Platzkonzert vor dem Seniorenwohnheim
Im Anschluss an das Beisammensein auf dem Museumsplatz zogen die Schausteller und Gastronomen ins Haus Maihälden und bauten die Konzertorgel direkt vor dem Haus auf und gaben auch dort nochmal ein Platzkonzert.
Beim Volksmusik-Medley, welches Jörg Augenstein dann für die Senioren zum Besten gab, wurde zu „Hoch auf dem gelben Wagen“ , „Ein Heller und ein Batzen“ und den „Bergvagabunden“ auf den Balkonen mitgesungen, geklatscht und geschunkelt. Auch hier wurden dann durch das Personal an die Bewohner die kleinen Lebkuchenherzen verteilt, welche sehr gerne angenommen wurden.