
Polizei verzeichnet in seinem Zuständigkeitsbereich einen deutlichen Rückgang der Gesamtunfallzahlen.
(Lesezeit: 10 Minuten)Im Jahr 2024 wurden im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Pforzheim 16.510 (2023: 17.058) Verkehrsunfälle polizeilich aufgenommen. Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Rückgang um 3,2%.
Besonders erfreulich, so die Polizei sei, dass Verkehrsunfälle mit Personenschaden im Vergleich zu 2023 um 12,5% besonders deutlich zurückgegangen seien. Die durch die Polizei auf Basis der „Vision Zero“ getroffenen Maßnahmen zur Senkung der getöteten und schwerverletzen Personen im Straßenverkehr waren damit erfolgreich.
Während im Stadtkreis Pforzheim (-24,4%), im Enzkreis (-19,6%) sowie auf der BAB 8 (-17,4%) die Unfälle mit Personenschaden merklich zurückgingen, verzeichnete der Landkreis Calw (-2,7%) einen geringeren Rückgang. Im Landkreis Freudenstadt hingegen stieg die Zahl schwerer Unfälle (+2,2%) leicht an.
Für 2024 verzeichnet das Polizeipräsidium 1.496 Unfälle mit Personenschaden. Hierdurch wurden 1.957 Menschen verletzt oder getötet (2023: 2.307); 1630 Verkehrsteilnehmende leicht verletzt, 308 schwer verletzt und 19 getötet. Im Jahresvergleich entspricht dies einem Rückgang der Verunglückten um 15,2%.
Während im Stadtkreis Pforzheim (356 / -28,1%), im Enzkreis (463 / -17,5%) sowie auf der BAB 8 (205 / -20,5%) die Zahl der Verunglückten deutlich zurückging, verzeichneten die Landkreise Calw (507 / -6,1%) und Freudenstadt (426 / -6%) einen etwas geringeren Rückgang.
Der insgesamt positive Trend zeigt sich auch bei Verkehrsunfällen mit tödlich verletzten Personen. Hier kann für 2024 ein neuer Tiefstand verzeichnet werden. Während in 2023 noch 26 Verkehrstote zu beklagen waren, unterstreicht der Rückgang auf 19 tödlich Verunglückter (-26,9%) die Bedeutung effektiver Verkehrssicherheitsarbeit. Insgesamt liegt die Zahl für 2024 deutlich unter dem Dreijahresschnitt (2020 – 2022) mit 29 Unfalltoten pro Jahr.
Eine jeweils deutliche Reduzierung der Verkehrsunfalltoten konnte in den Landkreisen Enzkreis (-4) und Freudenstadt (-5) verzeichnet werden. Ansteigende Zahlen gab es hingegen im Stadtkreis Pforzheim (+2) sowie auf der BAB 8 (+1). Fast 50% aller tödlichen Unfälle (6) wurden durch ältere Menschen (6) oder junge Erwachsene (3) verursacht. Beinahe die Hälfte der Getöteten stammte aus den schutzbedürftigeren Verkehrsbeteiligungen. Hierzu gehören Fußgänger, Radfahrer sowie Motorradfahrer. In Pforzheim stürzte erneut ein eKF-Nutzer (Elektro-Kleinstfahrzeug) alleinbeteiligt und verletzte sich dabei tödlich. Neben 9 Pkw-Insassen (7 Fahrer und 2 Mitfahrer) verstarb ein Lkw-Lenker in Zusammenhang mit einem Verkehrsunfall.
Auf dem im Zuständigkeitsbereich des PP Pforzheim liegenden Streckenabschnitt der BAB 8 und damit zwischen den Anschlussstellen Heimsheim und Karlsbad, wurden im Berichtsjahr insgesamt 4 Unfälle (1.344) weniger aufgenommen als im Jahr 2023. Rund zwei Drittel der Unfälle auf der Autobahn waren Kleinstunfälle. Die Unfälle mit Personenschäden fielen um 17,4%.
Hauptunfallursachen sind zu hohe Geschwindigkeit und zu geringer Abstand
Im Ranking der Hauptunfallursachen bei Unfällen mit Personenschaden stachen die
Ursachen „Geschwindigkeit“ und „Abstand“ deutlich hervor. In den eher ländlich geprägten Landkreisen Freudenstadt und Calw lag jeweils die Ursache „Geschwindigkeit“ vorne, im Enzkreis hob sich die Ursache „Vorfahrt“ negativ ab. Die Ursachen „Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren“ stachen im eher urban geprägten Raum Pforzheim hervor. Auf der BAB 8 war die Ursache „unzureichender Abstand“ deutlicher Spitzenreiter. Unter den tödlichen Verkehrsunfällen trat die Ursache „Geschwindigkeit“ mit einem Anteil von fast 40% mehr als deutlich hervor.
Der Aspekt „Ablenkung im Straßenverkehr“ durch Smartphone, Touchscreen-Bedienung und Co. stellt ein wiederkehrendes Problem dar. Daher wird diese Unfallursache seit 2021 gesondert erfasst und bewertet.
Ein klarer Nachweis ist dabei im Rahmen der Unfallaufnahme nicht immer einfach zu führen. Das Dunkelfeld dürfte in diesem Bereich sehr groß sein. Bei einem in 2024 tödlichen auf der BAB 8 Verunglückten lagen eindeutige Hinweise auf Ablenkung vor. Insgesamt war die Anzahl der Unfälle (2024: 72 / 2023: 88), welche nachweislich auf Ablenkung zurückzuführen sind, jedoch rückläufig.
Weniger Unfälle mit Fußgängern und Radfahrern
Die Gesamtanzahl der Unfälle unter Beteiligung eines Fußgängers fiel im Vergleich zum Vorjahr von 195 auf 176. Das entspricht einem Rückgang um 9,7%.
Bei den verunglückten Fußgängern verhielt es sich ähnlich. So gab es einen Rückgang um 16 auf 165 (-8,8%). Am deutlichsten zeichnete sich ein Rückgang bei den Schwerverletzten ab (-31,7%).
Im Stadtkreis Pforzheim waren die Unfälle mit Fußgängern im Vergleich noch deutlicher rückläufig (-20,9%). Im Enzkreis (-6,7%) und dem Landkreis Freudenstadt (-13,3%) konnte ebenfalls eine geringere Anzahl von Verkehrsunfällen mit Fußgänger festgestellt werden. Einzig im Landkreis Calw stiegen diese (+21,2%) an.
Die Unfälle unter Beteiligung von Radfahrern (inklusive Pedelec) lag mit einem Rückgang um 17,1% deutlich unter dem Niveau des Vorjahres (2024:296 / 2023:357). Erfreulicher Weise ging damit auch ein Rückgang der dabei verunglückten Radfahrenden um 15,3% einher. Für den Enzkreis ist mit -30,8% ein noch stärkerer Rückgang der Radunfälle zu verzeichnen. Der Landkreis Calw liegt mit seinem Rückgang um 14,9% in etwa auf dem Niveau des gesamten Präsidiums. Im Landkreis Freudenstadt hingegen stieg die Zahl der Radunfälle (+17,6%) spürbar an. Bei Unfällen von Radfahrenden unter Beteiligung anderen Verkehrsteilnehmern besteht der Hauptkonflikt im Falle eines Unfalls weiterhin zwischen Pkw und Radfahrern. Bei neun Unfällen im Präsidiumsbereich war ein zu geringer Abstand des Pkw beim
Überholen unfallursächlich.
Die Zahl der Unfälle unter Beteiligung der Nutzer von Elektro-Kleinstfahrzeugen (eKF) stieg im Betrachtungszeitraum um 40,6% von 32 auf 45 an. Wenig überraschend konzentriert sich die Hauptzahl dieser Unfälle auf das Stadtgebiet Pforzheim. Die Zahl der Verunglückten stieg von 22 auf 31 eKF-Nutzern.
Auch weniger Motorradunfälle
Die Anzahl der Motorradunfälle fiel präsidiumsweit gegenüber 2023 um 10,9% von 303 auf 270. Die Zahl der verletzten Motorradfahrer ging um 7,0% zurück. Im Stadtkreis Pforzheim waren die Motorradunfälle mit einem Rückgang um 39% besonders stark rückläufig. Im Landkreis Calw stagnierte die Anzahl während sie im Landkreis Freudenstadt um 6,2% anstieg. Im Enzkreis waren es 13,1% weniger
Unfälle unter Beteiligung eines Motorradfahrers.
Die Zahl der Unfälle unter Beteiligung des Schwerverkehrs fiel im Vergleich zum Vorjahr von 780 auf 731 um 6,3%. Die Anzahl der dabei verunglückten Verkehrsteilnehmenden veränderte sich im Vergleich zum Vorjahr nicht. Der Rückgang der Unfälle mit Beteiligung des Schwerverkehrs war in allen Landkreisen sowie im Stadtgebiet Pforzheim festzustellen. Lediglich für die BAB 8 musste ein geringfügiger Zuwachs um 1,1% verzeichnet werden.
Die Zahl der Unfälle unter aktiver Beteiligung eines Kindes (0-13 Jahre) stieg 2024 leicht um 3,7% (von 81 auf 84) an. Die Anzahl verunglückter Kinder (auch als Insassen) ging 2024 gegenüber dem Vorjahr um 31,3% spürbar zurück. Während im Stadtkreis Pforzheim die Unfälle mit Beteiligung eines Kindes deutlich überdurchschnittlich um 48,5% zurückgingen, stiegen sie im Landkreis Calw merklich an (2023:11 / 2024:25). Im Landkreis Freudenstadt liegen die Zahlen auf Vorjahresniveau.
Im Jahr 2024 gab es insgesamt 17 sog. Schulweg-Unfälle. Bei diesen wurden 16 Schülerinnen und Schüler (6-17 Jahre) verletzt. Diese verunglückten zu 88% mit bzw. auf einem Fahrrad. Bei den Schulwegunfällen gab es im Landkreisen Freudenstadt einen Rückgang. Zuwächse verzeichnen die Landkreise Calw und Enzkreis. Im Stadtkreis Pforzheim stagnierte die Anzahl dieser Unfälle auf dem Vorjahresniveau.
Die Zahl der Unfälle unter Beteiligung mindestens eines jungen Erwachsenen (18-24 Jahre) fiel um 8,3% von 1.255 auf 1.151. Die Anzahl der Beteiligung bei Unfällen mit Personenschaden stieg hingegen um 4,0% an. Hierbei erhöhte sich vor allem der Anteil der verursachenden jungen Erwachsenen bei Unfällen mit Personenschaden merklich um 10,3%. Im Enzkreis dem Landkreis Calw sowie im Stadtkreis Pforzheim gingen die Unfälle unter Beteiligung junger Erwachsener zurück. Einzig im Landkreis Freudenstadt stiegen die Fallzahlen leicht an.
Die Anzahl der Unfälle unter Beteiligung älterer Menschen (ab 65 Jahre) ging um 4,6% von 1.337 auf 1.276 zurück. Unfälle mit Personenschaden waren dabei mit -9,3% noch stärker rückläufig. Die Zahl verunglückter älterer Menschen fiel um 14,2% spürbar. Während in den Landkreisen Enzkreis und Freudenstadt die Unfälle unter Beteiligung älterer Menschen zurückgingen, stiegen sie im Landkreis Calw leicht an. Im Stadtkreis Pforzheim lagen diese Unfälle auf Vorjahresniveau.
Unfälle unter Alkohol- oder Drogeneinfluss
Die Zahl der Unfälle, bei denen mindestens ein Unfallbeteiligter alkoholisiert war, liegt mit 206 und einem Rückgang um 23,4% deutlich unter den Vorjahreszahlen (269). Der Anteil dieser Unfälle mit Personenschaden ging hierbei um 37,2% auf 71 noch deutlicher zurück. Im Stadtkreis Pforzheim und im Landkreis Freudenstadt verzeichneten Unfälle unter Alkoholeinfluss einen merklichen Rückgang (-25,4%, bzw. -24,5%). Im Landkreis Calw (-39,7%) sowie auf der BAB 8 (-66,7%) war der jeweilige Rückgang besonders deutlich. Im Enzkreis stieg die Anzahl der Alkoholunfälle leicht an (+3,1%).
Die Unfälle unter dem Einfluss von Drogen und / oder anderer berauschender Mittel oder Medikamente fielen um 16,7% von 36 auf 30. Die Anzahl der bei diesen Unfällen Verunglückten ging dabei weitaus deutlicher zurück (-61,5%). Im Stadtkreis Pforzheim, in allen Landkreisen sowie auf der BAB 8 gingen die Drogenunfälle mit Personenschaden gegenüber dem Vorjahr zurück.
Aktionen der Polizei zur Bekämpfung von Verkehrsunfällen
Das Polizeipräsidium Pforzheim setzt bei seiner Verkehrssicherheitsarbeit weiter auf eine Kombination aus Aufklärung, Prävention und Kontrolle. So wurde im Jahr 2024 zum Beispiel die Zahl der Motorradkontrollaktionen von 51 auf 63 erhöht.
Im Interesse der Verkehrsprävention wurde auch 2024 die Zahl der Veranstaltungen mit 1.792 Veranstaltungen auf hohem Niveau gehalten. Zu den Präventionskampagnen zählen unter anderem Aktionen zur Radfahrausbildung, die gezielte Schulung von älteren Menschen, sowie die Aktionen „No Game“, „Schutzengel“, und „Schütze dein Bestes“. Dabei konnten über 26.000 Personen erreicht werden.
Quelle(n): pm