Pforzheim braucht die Innenstadtentwicklung-Ost!

Kein innerstädtisches Bauvorhaben nach dem Zweiten Weltkrieg ist so wichtig wie die Innenstadtentwicklung-Ost. Ein Plädoyer dafür.

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Über wenige innerstädtische Sachverhalte besteht so einhellig Konsens, wie über den Umstand, dass die Pforzheimer Innenstadt eine dringende Frischzellenkur benötigt. In der Nachkriegszeit als damals hochmoderne „Autostadt“ konzipiert, ist heute noch viel zu viel Auto in der Innenstadt. Bestes Beispiel ist der Blick hinter das Rathaus und in den ehemals östlichen Teil der Fußgängerzone: Parkplätze, so weit das Auge sieht. Und gleich dahinter die Magistrale Schlossberg/Deimlingstraße – eine ausgewachsene Bundesstraße – die die Innenstadt scharf zur Oststadt hin abtrennt.

Was damals modern erschien, muss es heute nicht mehr sein. Zumal vor 60 Jahren deutlich weniger Autos auf den Straßen fuhren und heute nicht zuletzt das Internet den innerstädtischen Handel nachhaltig komplett auf den Kopf stellt. Der Aufenthaltsqualität einer Innenstadt muss viel mehr Bedeutung geschenkt werden als früher, denn immer seltener ist der Besuch der Innenstadt mit dem Kauf von Produkten des täglichen Lebens verbunden.

Die „Pforzheimer Krankheit“ des Nicht-Größer-Denkens

Klar dürfte sein, dass Innenstadtentwicklung nichts ist, was mit einem einzigen Bau erledigt ist. Ein großes Konzept ist gefragt und es gehört nicht viel Phantasie dazu um zu ahnen, dass die Innenstadtentwicklung-Ost das größte und wichtigste Innenstadtkonzept nach dem Zweiten Weltkrieg ist. Dickes Brett, aber diese Superlative ist berechtigt, denn so ein Konzept hat innerstädtische Auswirkungen auf die nächsten 50 bis 100 Jahre.

Genau aus diesem langfristigen Blickwinkel sollten die Pläne zur Erweiterung auch betrachtet werden. Es ist Gift für die Innenstadt, wenn solche Zukunftsprojekte nur halbherzig angepackt werden oder dem Sammeln von vermeintlicher Wählergunst zum Opfer fallen. Dazu gehört auch die Wahrheit über das Technische Rathaus, das von Anfang an ein Zweckbau war und weder den Anforderungen an modernen Arbeitsplätzen gerecht wird, noch energetische Standards einhält. Nostalgische Gefühle sollte man sich für Bauten aufheben, die deren auch würdig sind, so hart das auch klingen mag.

Moderne Bausünden, die jetzt durchschlagen

Ein klassisches Beispiel für wenig Weitsicht steht als Mahnmal gleich daneben: Die neue Alfons-Kern-Schule ist an der Deimlingstraße schlicht fehl am Platze und frisst wertvollen Raum, der für ein Innenstadtkonzept mit der Möglichkeit von zentralen Wohnungen, Geschäften und gastronomischen Betrieben genau jetzt gut geeignet gewesen wäre. Nun aber ist der Raum für mindestens 20 Jahre verbaut; nachts und am Wochenende ist hier überhaupt nichts los und buchstäblich dunkle Nacht.

Innenstadtentwicklung ist ein Geschäft, das in Generationen gezählt wird. Gelegentlich lässt die Pforzheimer Kommunalpolitik diese Denkweise vermissen.

Besim Karadeniz
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Besim Karadeniz (bka), Jahrgang 1975, ist Autor und Erfinder von PF-BITS seit 2016. Er ist beruflich selbstständiger Web-Berater und -Entwickler. Neben PF-BITS betreut er mehrere weitere Online-Projekte und kann auf einen inzwischen über 25-jährigen Online-Erfahrungsschatz zurückblicken. Neben der technischen Betreuung von PF-BITS schreibt er regelmäßig Artikel und Kolumnen und ist zuständig für den Kontakt zu Partnern und Autoren.