„Ja, Pforzheim lebt!“

Der Vorstand der Löblichen Singergemeinschaft von 1501 Pforzheim (von links: Claus Kuge, Wolfram Kienzle, Werner Schödl, Hans Mann, Kai Adam, Martin Sailer, Dr. Christoph Mährlein)

Die Löblichen bekennen sich zur Pforzheimer Stadtgesellschaft und Kulturlandschaft. Oberbürgermeister Peter Boch skizziert als Gastredner seine Agenda für die Stadt.

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Für das immerhin 518. Singerjahr hielt die Löbliche Singergesellschaft von 1501 Pforzheim traditionell am Dreikönigstag ihre Jahreshauptversammlung im Congresscentrum ab. Rund 150 der insgesamt 483 Mitglieder folgten der Einladung des Vorstandes.

Mit nunmehr 518 Jahren sind die „Löblichen“, wie sie im Pforzheimer Raum bekannt sind, einer der ältesten Bürgerinitiativen Deutschlands. Die Obermeister Claus Kuge und Dr. Christoph Mährlein berichteten aus einem überaus erfolgreichen Jahr für die Löblichen; rund 2.200 Besucher besuchten die vielfältigen kulturellen und gesellschaftlichen Veranstaltungen. Pro Veranstaltung konnten durchschnittlich zwischen 40 und 70 Besucher begrüßt werden. Als besonders herausragend gelten dabei die regelmäßig veranstalteten Literatur- und Kunstmatineen, Vorträge zu geschichtlichen Themen und die Verlegung von weiteren Stolpersteinen des Künstlers Gunter Demnig. Ergänzt wurde das Programm durch verschiedene Reisen, unter anderem die traditionelle Skiausfahrt, eine Sommerfahrt an den Rhein und eine Mehrtagesreise aus Anlass des Reformationsjubiläums zu den Spuren der Reformation nach Mitteldeutschland.

„Die Löblichen belegen mit ihrem Programm einen attraktiven Nischenplatz“, so Claus Kuge. Sie seien Teil des Kulturlebens und trügen aktiv dazu bei. „Ja, liebe Singer, Pforzheim lebt!“ Aus vielen Mündern höre er, dass in Pforzheim unheimlich viel los sei und es ein sehr großes Kulturprogramm gebe. Auch das sei ein fundamentaler Beitrag zur Integration, denn, so Kuge weiter: „Pforzheim hat keine homogene Gesellschaft und damit keine homogene Kultur.“ Dennoch lebe die Pforzheimer Gesellschaft sehr anschaulich davon, dass die Bürgerschaft vieles selbst in die Hand nehme und zusammen mit der Stadtverwaltung an einem Strang ziehen könne.

Die Jahreshauptversammlung war verbunden mit Wahlen für den Vorstand. Der neue Vorstand besteht nun aus Schatzmeister Martin Sailer, Schriftführer Wolfram Kienzle und den weiteren Vorstandmitgliedern Hans Mann, Werner Schödl und Kai Adam.

Gastredner Oberbürgermeister Peter Boch

Als alleiniger Gastredner skizzierte Oberbürgermeister Peter Boch – seit dem Dreikönigstag frischgebackenes Singer-Mitglied – unter dem Titel „Per Aspera ad Astra“, einer lateinischen Redewendung, die so viel bedeutet wie „Über raue Pfade gelangt man zu den Sternen“, seine Agenda.

Besondere Herausforderungen sieht er in der Aufgabe, die Finanzen der Stadt auf eine solide Basis zu stellen. Verbunden sei damit eine „Priorisierung der Aufgaben“, das werde im nächsten Haushaltsentwurf der Stadt klar sichtbar sein.

In Sachen Gewerbestandort möchte Boch in den nächsten vier bis fünf Jahren insgesamt 100 Hektar neue Gewerbeflächen erschließen. Zur Diskussion soll dabei auch eine interkommunale Zusammenarbeit mit Gemeinden rund um Pforzheim stehen. Besonders für die Metallverarbeitung, die Präzisionstechnik, die Uhren- und Schmuckindustrie und die Kreativwirtschaft sieht er dabei Perspektiven. „Die Digitalisierung soll Teil der DNA Pforzheims werden“, so Boch. „Lassen Sie uns groß denken, denn nur wer groß denkt, kann großes erreichen.“

Die Senkung der Gewerbesteuersätze – Pforzheim hat mit einem Gewerbesteuer-Hebesatz von 450 Punkten den derzeit höchsten Satz im Land – sieht er als Notwendigkeit an. Trotz der Hebesatz-Erhöhung würde dennoch deutlich weniger Gewerbesteuer eingenommen, als in den Vorjahren. Unabdingbar sei, dass dabei die Arbeitsmarktpolitik nicht isoliert betrachtet werden dürfe und insbesondere die Langzeitarbeitslosigkeit bekämpft werden müsse.

In Sachen Innenstadtentwicklung möchte Boch für das Projekt Innenstadtentwicklung-Ost werben, auch wenn der Gemeinderat jüngst eine Bürgerbefragung abgelehnt habe, die er befürwortet hatte. Zur Frage der Zukunft der Schlossbergauffahrt warnte er davor, das Projekt allein abhängig von dieser Frage zu machen. Man müsse über Änderungen an der Verkehrsführung und auch über Ersatzrouten nachdenken, da letztlich alle derzeitigen Entwürfe von einer Schließung der Schlossbergauffahrt ausgingen.

Weitere wichtige Punkte seiner Agenda seien Sicherheit und Sauberkeit in der Stadt, die Bäderfrage, der Ausbau von Betreuungsangeboten und die Reparatur von Schulen. Es könne nicht sein, so Boch, dass es in einzelne Schulen durch undichte Dächer hereinregne.

„Ich kann sie einladen auf den rauen Weg zu den Sternen“, so Boch abschließend. „Es wird hart, wird sich aber lohnen.“

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Besim Karadeniz (bka), Jahrgang 1975, ist Autor und Erfinder von PF-BITS seit 2016. Er ist beruflich selbstständiger Web-Berater und -Entwickler. Neben PF-BITS betreut er mehrere weitere Online-Projekte und kann auf einen inzwischen über 25-jährigen Online-Erfahrungsschatz zurückblicken. Neben der technischen Betreuung von PF-BITS schreibt er regelmäßig Artikel und Kolumnen.