Bürgerschaftlicher Protest gegen Bäderschließungen in Pforzheim

Die für den 20. März 2018 geplante Gemeinderatsentscheidung über die Zukunft der Pforzheimer Bäderlandschaft erzeugt in der Bürgerschaft Protest.

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Der 20. März 2018 könnte in der Geschichte Pforzheims als einschneidender Tag eingehen – nämlich dem Anfang des Endes des Emma-Jaeger-Bades. Die Beschlussvorlage Q1308 ist dabei das Kernstück für diesen „Schicksals-Dienstag“ und beinhaltet die Entscheidung, ob auf dem Wartberg-Areal zusätzlich ein Hallenbad gebaut wird und das bisherige Emma-Jaeger-Bad nach 2018 nicht mehr an der bisherigen Stelle neu gebaut wird.

Die Entscheidung für einen Hallenbad-Neubau auf dem Wartberg enthält allerdings neben dem Abschied vom Emma-Jaeger-Bad noch weitere Giftpillen. So sollen dann neben dem Bad auf dem Wartberg nur noch die Schwimmhallen in der Fritz-Erler-Schule und der Konrad-Adenauer-Schule dauerhaft betrieben werden. Zur Disposition stünden damit mittelfristig die Schwimmhalle in Eutingen und das Nagoldfreibad. Auch die Schwimmhalle in Huchenfeld stünde auf der Kippe, da hier der Neubau zunächst zurückgestellt werden soll vorbehaltlich der Finanzierbarkeit.

Kampfansagen zum Erhalt von Emma-Jaeger-Bad und Nagoldfreibad

Eine Delegation aus 12 Bürgern besuchte am Montag Oberbürgermeister Boch, um für den Erhalt der derzeitigen Bäderlandschaft zu kämpfen. Die Delegation, die quer von eher linken Gruppierungen bis ins bürgerschaftliche Milieu reicht, sieht den Erhalt der Bäderlandschaft als Sicherung der Attraktivität der Stadt und des sozialen Friedens. Das Emma-Jaeger-Bad stärke zudem die Innenstadt.

Zur Deutlichmachung ihrer Standpunkte haben die Organisatoren für Samstag, 10 März 2018 einen Demonstrationszug angekündigt, der ab 15 Uhr vom Emma-Jaeger-Bad mit „Trillerpfeifen und kreativen Plakaten“ zum Marktplatz laufen wird

Gleichzeitig haben die 15 größten Dillweißensteiner Vereine unter der Federführung des Bürgervereins Dillweißenstein eine „Resolution zum Erhalt des Nagoldbades“ verfasst und fordern darin „ein klares politisches Bekenntnis des Gemeinderates zum Erhalt des Nagoldfreibades“. Die Dillweißensteiner Vereine bekannten sich zum „hohen Erholungs- und Freizeitwert des Stadtteils Dillweißenstein und zur historisch gewachsenen Kultur öffentlicher Schwimmbäder als unverzichtbarer Bestandteil der Daseinsvorsorge“, so Dietlinde Hess, Vorsitzende des Bürgervereins Dillweißenstein. Das Nagoldfreibad genieße seit über 80 Jahren einen hohen Stellenwert in der Bevölkerung und dies weit über die Stadtteilgrenzen hinaus.

Besonders stört sich Jörg Müller, Gildemeister der Belrem-Gilde, über die Kenntnisnahme des Gemeinderates, dass der langfristige Erhalt des Nagoldfreibades unter den prognostizierten finanziellen Rahmenbedingungen nicht möglich sei. „Was bitte ist das für eine Aussage“, so Müller. „Man hätte auch schreiben können, die Verwaltung lässt sich ihre Untätigkeit vom Gemeinderat absegnen, um das Bad dem Verfall preiszugeben anstatt Lösungen für den Erhalt aufzuzeigen.“

Alternative Überlegungen zur Bäderstrategie von Altstadtrat Jörg Müller

Altstadtrat Jörg Müller indes lässt die Rechenmodelle der Gemeinderatsvorlage Q1308, über die am 20. März abgestimmt werden soll, keine Ruhe. In einem Schreiben an Oberbürgermeister Boch und an die Gemeinderatsfraktionen hat Müller am Montag eine eigene Kostenrechnung geschickt, in der Müller vorrechnet, dass der Erhalt und die Sanierung des Emma-Jaeger-Bades um rund 5,2 Millionen Euro billiger wäre, als der Neubau eines Hallenbades auf dem Wartberg. „Dies mag zu finanziellem Spielraum für den Neubau des Bades in Huchenfeld verhelfen“, so Müller, „sowie den Weiterbetrieb des Stadtteilbades Eutingen und des Nagoldfreibades sichern.“

In Müllers Plan sollen Sole-, Außen- und Kinderbecken erhalten werden, ebenso die Saunalandschaft, die Tribünenanlage, und der Ein- und Umkleidetrakt. Neu gebaut werden sollen ein Sportbecken mit sechs Bahnen und Sprunganlage, ein Multifunktionsbecken, eine neue Dachkonstruktion über alle Becken und der Neubau der kompletten Technik. Saniert werden soll ferner auch die Rutsche.

Für diesen Alternativplan mit Erhalt des Emma-Jäger-Bades und Verzicht eines Hallenbad-Neubaus auf dem Wartberg veranschlagt der Projektmanager einen Betrag von 14 Millionen Euro. Müller hinterfragt, „mit welcher Intention für den entscheidungsrelevanten Kostenvergleich ausschließlich die mit Abstand teuerste Emma-Jaeger-Variante herangezogen wurde, obwohl die Verwaltung bereits 2016 vorgeschlagen hatte ‚diese Variante nicht weiterzuverfolgen'“. Seiner Meinung nach wirke die Beschlussvorlage daher „unehrlich oder zumindest nicht umfassend“. Die Vorgehensweise, so Müller weiter, hinterlasse den Eindruck, „dass mit der Bäderentscheidung in erster Linie die Veräußerung des Emma-Jaeger-Areals zur Entwicklung einer Wohnbebauung forciert“ werden solle.

Besim Karadeniz
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