„Es liegt an uns zu überlegen, wie diese Technologie unser Leben besser machen kann.“

Dr. Manuela Lenzen spricht beim Studium Generale über Künstliche Intelligenz.

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Anwendungen Künstlicher Intelligenz (KI) sind heute allgegenwärtig. Radios wählen via Sprache das Programm aus, Handys entsperren sich per Gesichtserkennung und intelligente Systeme verbessern die Produktionsstraßen von Unternehmen. Doch was kann Künstliche Intelligenz und was können wir von ihr erwarten? Antworten auf diese Fragen hat Dr. Manuela Lenzen beim Studium Generale der Hochschule Pforzheim gefunden, das seit diesem Semester von den beiden Professorinnen Dr. Christa Wehner und Dr. Frauke Sander verantwortet wird. Im vollbesetzten Audimax sprach die Philosophin und Wissenschaftsjournalistin Manuela Lenzen über die Vor- und Nachteile dieser neuen Technologie.

Bereits seit der Antike träumen Menschen von Maschinen, denen menschliches Denken beigebracht werden kann und die das Leben verbessern. Heute sind wir umgeben von solchen Systemen. Nie zuvor arbeiteten so viele Menschen in diesem Bereich und nie ist so viel Geld in die Forschung geflossen. Eine zunehmende Menge an Daten, die durch wachsende Rechenkapazitäten und neue Algorithmen besser verarbeitet werden können, sorgt für diesen Boom. „KI ist für viele eine Verheißung wie die moderne Variante des Paradieses, sie soll den Krebs besiegen, das Verkehrschaos mindern und den Klimawandel stoppen“, verdeutlicht Manuela Lenzen die Hoffnungen, die in KI gesetzt werden. Sicher ist zumindest, dass derartige Systeme dazu beitragen können, das Leben effizienter und ressourcenschonender zu gestalten.

Den Vorteilen gegenüber stehen Horrorszenarien, die vermeintlich durch KI ausgelöst werden könnten. Man liest von Systemen, die uns auf Schritt und Tritt überwachen und von Maschinen, die den Menschen die Arbeitsplätze wegnehmen. „Eine derartige Berichterstattung vermittelt kein realistisches Bild der Künstlichen Intelligenz. Roboter haben weder ein Bewusstsein noch finstere Machtinstinkte. Außerdem sind die Systeme längst nicht flexibel genug, um richtig gut zu sein“, erklärt Lenzen.

Damit möchte sie keine Entwarnung geben, aber verdeutlichen, dass wir uns an der richtigen Stelle fürchten sollten. „KI kann besonders gut Verwirrung stiften, vor allem darüber, was wir zu befürchten und zu erwarten haben.“ Das hat mehrere Gründe. Es gibt fiktionale Geschichten von Maschinen, die die Kontrolle übernehmen. An die denken wir, wenn wir auf Dinge aus dem Labor schauen. Sie tragen dazu bei, diese falsch ein- oder damit zu überschätzen. „Menschen neigen außerdem dazu, in Dingen, die Augen haben, sich halbwegs menschlich bewegen oder sogar sprechen können, eine menschliche Psychologie zu erwarten. Wir projizieren unsere Gedanken auf das Gegenüber, und das gilt auch für derartige Systeme. Anders kennen wir es nicht“, so Frau Dr. Lenzen. Systeme, die den Weltmeister im Schach besiegen, suggerieren Intelligenz. Dass diese nicht einmal verstehen können, was ein Spiel ist, ist für den Menschen schwer vorstellbar.

„Systeme, die heute bestehen, sind Spezialisten. Maschinen, die Rezepte erfinden, sind andere Maschinen als jene, die Schach spielen. Sie besitzen ähnliche Elemente, die wie ein Bausatz zusammengefügt werden, sie trainieren aber mit unterschiedlichen Daten“, erklärt Lenzen: „Die Maschinen springen nicht plötzlich aus ihrer Kiste und bearbeiten ein anderes Thema.“ Einige KI-Forscher träumen von einer Intelligenz, die die Flexibilität des Menschen nachahmen könne. „Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das ernst zu nehmen ist. So umfassende Möglichkeiten haben wir heute noch nicht“, so Lenzen zur Allgemeinen Künstlichen Intelligenz: „Die Zukunft besteht darin, maschinelles Lernen und durch uns programmierte Maschinen zu vereinen.“ Menschliches Wissen wäre nicht nötig, wenn man eine streng regulierte Welt hätte, die sich auf bestimmte Regeln und ein Spielfeld beschränkte. Dann genügen statistische Daten. „Da es aber um das bunte Durcheinander der Welt geht, geraten wir an die Grenzen. Deswegen ist eine Kombination beider Systeme notwendig“, so Lenzen.

„Wir müssen uns überlegen, wo wir diese Technologie einsetzen möchten und wo nicht. KI kommt nicht über uns, um die Macht an sich zu reißen. Es sind Menschen, die die Technologie entwickeln und Entscheidungen treffen. Deswegen liegt es an uns zu überlegen, wie sie unser Leben besser machen kann. Seit der Antike träumen wir von solchen Maschinen und waren noch nie so nah dran. Es wäre schade, wenn sie jetzt nur dazu genutzt würden zu manipulieren. Es ist die Aufgabe unserer Generation, dass diese Technologie in die richtigen Bahnen gelenkt wird“, appellierte Lenzen an das Publikum im Audimax der Hochschule.

Auch der nächste Vortragsabend im Rahmen des Studium Generale präsentiert wieder ein spannendes Thema: Professor Dr. Bernhard Pörksen, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Medienwissenschaft der Universität Tübingen, spricht zum Thema „Die neue Macht der Lüge. Desinformation im digitalen Zeitalter – was wir wissen müssen und tun sollten.“ Dieser Vortrag des Studium Generale findet nicht wie ursprünglich geplant am 10. April 2019 statt, sondern am 15. Mai 2019, um 19:00 Uhr wie gewohnt im Audimax der Hochschule.

Quelle(n): pm

Besim Karadeniz
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