Pforzheim zur Europäischen Stauhauptstadt 2023 gekürt

Trophäe der Europäischen Stauhauptstadt 2023 (KI-generiertes Bild)

Goldstadt setzt sich gegen mehrere Metropolen und europäische Hauptverkehrsachsen durch.

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Mit der Europäischen Kulturhauptstadt 2025 hatte es bekanntlicher weise nicht geklappt, dafür kommt der Stadt Pforzheim eine gänzlich andere Ehre zuteil. Wie die PF-BITS-Redaktion exklusiv erfahren hat, konnte sich die Goldstadt in einem Teilnehmerfeld mit sechs Mitwettberbern durchsetzen und darf sich nun offiziell „Europäische Stauhauptstadt 2023“ schimpfen nennen. Grund dafür sind die inzwischen täglichen Staus in der Innenstadt, die auch bedingt sind durch den Ausbau der Autobahn A 8 an der Enztalquerung.

Die international und hochkarätig besetzte Jury lobt in ihrer Begründung vor allem die Nachhaltigkeit der Stausituation in der Innenstadt, nachdem sie erst mit erheblicher Verspätung aufgrund eines Staus die einmalige Situation in Pforzheim besichtigen konnte. So werde die offizielle Autobahn-Umleitung gleich an mehreren Stellen in der Innenstadt geschickt immer wieder von zwei auf eine Fahrspur verengt, um den dort geführten Straßenverkehr effektiv weiter zu verlangsamen. Außerdem fällt der Jury anerkennend die nachhaltige Außenwirkung der täglichen Staus auf: „Pforzheim schafft spielend und mit wenig Aufwand eine täglich mehrere Stunden lange Präsenz im Verkehrsfunk in praktisch allen Radioprogrammen des süddeutschen Raumes.“ Lobend erwähnt wird in der Entscheidung der Jury dabei auch das Land Baden-Württemberg, das das tägliche Verkehrsaufkommen der Autobahn A 8 um Pforzheim nur sehr behutsam einschränkt und nur selten großflächig über A 81/A 6 umleitet.

Pforzheim überholt mit seinem Sieg bereits langjährig etablierte Konkurrenten in Baden-Württemberg (Wiesloch-Rauenberg, Region Albaufstieg) und in Deutschland (Ransbach-Baumbach, Mainz/Wiesbaden, Metropolregion München). Aber auch europaweit kann sich Pforzheim im Verhältnis gut behaupten, beispielweise gegenüber der Gotthard- und der San-Bernadino-Route, aber auch gegen den innerstädtischen Verkehr von Metropolen wie Paris oder Rom.

Oberbürgermeister Peter Boch reagierte mit gemischten Gefühlen auf die Entscheidung. In einer telefonischen Reaktion, die er aus seinem Auto im Stau auf der Tunnelstraße abgab, bedaure er die Entscheidung und sehe sie als „Umweg auf dem Weg zum Ziel“. Dennoch werde man die Entscheidung der Jury „selbstverständlich“ akzeptieren und freue sich auch über die kommende Überreichung des Preises in Pforzheim, sofern die Stausituation eine Anfahrt der Delegation pünktlich zur Preisverleihung ermögliche.

Auch WSP-Direktor Oliver Reitz reagiert auf Nachfrage hörbar gereizt, kann der Auszeichnung aber immerhin mit einer spontanen Idee etwas abgewinnen. Er schlägt, als wir ihn telefonisch vor der Fußgängerampel am WSP-Hauptquartier erreiche, ein innerstädtisches Verkehrskonzept vor, um die Blechlawinen an interessante, aber leerstehende Geschäftsobjekte vorbeiführen zu lassen. „Als Wirtschaftsförderer an vorderster Front“, so Reitz, „muss man auch mal andere Schritte gehen beziehungsweise Strecken fahren.“

Qualifizierung für Wettbewerb zur „Welt-Stau-Hauptstadt“

Mit dem Titel der Europäischen Stauhauptstadt ist gleichzeitig eine Teilnahme am internationalen Wettbewerb zur „Welthauptstadt des Verkehrsstaus 2023“ verbunden. Hier wird sich Pforzheim mit anderen Metropolen messen, unter anderen mit der Bay Area um San Francisco, Bangkok, Kairo und Rio de Janeiro.

Insider und Stauexperten räumen der Stadt Pforzheim auch im globalen Maßstab exzellente Chancen ein. Die Stadtverwaltung empfiehlt aber den Entscheidern zu kommenden Wettbewerben unbedingt eine frühzeitige Anreise unter Berücksichtigung der Verkehrslage in Pforzheim.

Besim Karadeniz
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Besim Karadeniz (bka), Jahrgang 1975, ist Autor und Erfinder von PF-BITS seit 2016. Er ist beruflich selbstständiger Web-Berater und -Entwickler. Neben PF-BITS betreut er mehrere weitere Online-Projekte und kann auf einen inzwischen über 25-jährigen Online-Erfahrungsschatz zurückblicken. Neben der technischen Betreuung von PF-BITS schreibt er regelmäßig Artikel und Kolumnen und ist zuständig für den Kontakt zu Partnern und Autoren.