Rund 100 Besucher schauen tief in der Erde Kino im Tunnel. Auch Samstag noch Programm. (Lesezeit: 4 Minuten)
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Da steht es jäh, das Nordportal des Arlinger-Tunnels. Nicht bedrohlich, aber dennoch sehr ungewohnt ist der Blick in einen Straßentunnel, wenn man als „Fußgänger“ davor steht. Über dem Portal prangt das Erbauungsjahr 2023 und damit ist auch schon der passende Rahmen für das 20-jährige Geburtstag des Kommunalen Kinos am heutigen Standort Schlossberg gelegt. Dunkel ist es in einem Tunnel nämlich auch. „Wir sagen einen herzlichen Glückwunsch allen, die dafür Verantwortung tragen“, so Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder und damit praktisch „Hausherrin“ des Tunnels. Es werde, so Felder, „wahrscheinlich das längste Kino der Welt“ sein, allerdings auch das „teuerste“.
Im Grußwort der Stadt beschrieb Bürgermeisterin Sibylle Schüssler, selbst Mitglied des Fördervereins des Kommunalen Kinos, die Aufgabe des Kommunalen Kinos, die Welt des Kinos für alle zugänglich zu machen: „Das war der Antrieb und der Ausgangspunkt der Macherinnen und Macher des Kommunalen Kinos.“ Und mehr denn je brauche man heute kommunale Kinos.
Der Kulturschaffende Gerhard Baral, auch Mitglied des Fördervereins, skizzierte in seinem 20-minütigen Vortrag die Geschichte des Kommunalen Kinos von den Anfängen im Goldenen Anker, über das Cinema-Kino in der Jägerpassage bis hin zum heutigen Standort am Schlossberg.
Ganze 400 Meter müssen die Besucher des „Tunnel-Kinos“ des Kommunalen Kinos Pforzheim nach den Grußworten leicht bergab im frisch asphaltierten Tunnel gehen, um in der nächsten Pannenbucht Platz zu nehmen auf den Stühlen vor einer mobilen Leinwand. Alles ein wenig geheimnisvoll ausgeleuchtet wie in einem Bunker auf einem fernen Planeten.
Um den Einzug der Besucher aus Sicherheitsgründen – der Tunnel ist immerhin noch eine offizielle Baustelle – koordiniert vonstatten gehen zu lassen, gibt Posaunist Eberhard Budziat buchstäblich den Ton vor. Sozusagen der „Besucherfänger von Pforzheim“.
Im „Kinosaal“ erwartet die Besucher eine ganz besondere Akustik mit einem Hall von schlappen 20 Sekunden. Das lässt praktisch überhaupt keine sinnvolle Sprachwiedergabe zu, was im Grußwort des Oberbürgermeisters Peter Boch nebst seiner Frau und Tunnelpatin Monika Boch hörbar ist. In weiser Voraussicht gibt es daher für die geladenen Gäste mit den Kurzfilmen „Die Reise zum Mond“ und „There it is“ zwei historische Stummfilme, die live vor Ort vertont werden. Und hier haben es die Musiker im Griff, mit fast schon sphärischen Tönen den Hall meisterlich auszunutzen. Buchstäblich ganz großes Kino.
Fortgesetzt wird das Tunnel-Kino noch am Samstag mit dem Film „Der kleine Maulwurf“ um 16 Uhr und dem Film „Safety Last! Ausgerechnet Wolkenkratzer“ mit dem unvergleichlichen Harold Lloyd um 19 Uhr. Vertont wird dieser Stummfilm aus dem Jahr 1923 ebenfalls live vom Duo Eberhard Budziat (Posaune, Tuba) & Werner Küspert (Gitarre & Electronics) & Dietmar Fuhr (Kontrabass).
Die Zufahrt ist ausschließlich über die Dietlinger Straße an der Auffahrt zur Westtangente in Richtung Wilferdinger Höhe möglich. Zum Kinosaal geht es durch das Nordportal des Tunnels.