Stadt reagiert auf Impfstatistik des Landes

Rathaus Pforzheim

OB verweist darauf, dass Teile der geimpften Personengruppen im Impfzentrum von auswärts kommen und plant zusätzliche Impfaktionen auch in migrantischen Milieus.

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Mit einer Pressemitteilung hat die Stadt Pforzheim auf die gestern veröffentlichten Impfstatistiken in den einzelnen Landkreisen Baden-Württembergs und die niedrigen Impfquoten im Impfzentrum Pforzheim reagiert.

Dabei ordnet Oberbürgermeister Peter Boch die Zahlen ein: „Sie haben zunächst einmal nichts mit der Leistungsfähigkeit des Kreisimpfzentrums zu tun. Pforzheim erhält und verimpft den gleichen Anteil an Impfdosen vom Land wie andere Stadt und Landkreise auch.“ Darin enthalten seien auch „zahlreiche Sonderaktionen für impfberechtigte Personengruppen“. Was die Gesamtzahl der Impfungen im Kreisimpfzentrum Pforzheim angehe, sei Pforzheim also „genauso leistungsstark wie vergleichbare Einrichtungen“ und, wie diese, weiterhin abhängig von den Impflieferungen des Landes.

„Interessant“ werde es, wenn man genauer betrachtet woher die Menschen kommen, die sich in Pforzheim impfen lassen: Ein gutes Drittel aller Impfungen entfalle auf Pforzheimer (38 Prozent), ein weiteres Drittel auf Bewohner des Enzkreises (29 Prozent) und ein Drittel auf Menschen, die von noch weiter weg kommen (33 Prozent).

Daraus schließt OB Boch, dass „das Kreisimpfzentrum Pforzheim mit seiner zentralen Lage zwischen Karlsruhe und Stuttgart und seiner guten Erreichbarkeit über die A 8 auch attraktiv für Menschen aus diesen Einzugsbereichen“ sei. Dadurch würden sich die anhaltenden Schwierigkeiten im Terminvergabe-System des Landes, überhaupt einen Impftermin zu bekommen, noch weiter verschärfen. „In anderen Bundesländern wie Bayern wird dieses Problem durch das Wohnortprinzip bei den Kreisimpfzentren gelöst“, so der Rathauschef weiter. Zudem seien in den vom Sozialministerium veröffentlichten Zahlen die Impfungen durch Hausärzte nicht enthalten. „Stand Ende April sind hier gut 8.000 Menschen geimpft worden, was ein guter Wert ist.“

Zwei weitere Gründe liegen – wie vom Land auch kommuniziert – in der Alters- und Sozialstruktur der Stadt Pforzheim begründet: „Wir sind eine recht junge Stadt, mit vielen Personen, die noch gar nicht impfberechtigt sind, darunter vielen Kindern und Jugendlichen“, erläutert Peter Boch. Das Kreisimpfzentrum sei aber an die vorgegebene Impfpriorisierung gebunden. „Wir haben daher zum Glück schon viele ältere Menschen vor dem Virus schützen können, dürfen aber noch nicht breit in die jüngeren und mittleren Altersgruppen hinein“, so der OB.

Gleichzeitig habe Pforzheim einen sehr hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund. So hat eine Auswertung aus Mannheim gezeigt, dass die Corona-Impfkampagne gerade diese Bevölkerungsgruppen noch nicht ausreichend erreicht; das betrifft vor allem Stadtteile mit besonderen sozialen Herausforderungen. Pforzheim sei hier in einer vergleichbaren Situation, so der OB und man beobachte diese Entwicklungen im Verwaltungsstab „sehr genau“ und gehe daher mit den Impfungen bereits „in die Breite“, zum Beispiel durch Aktionen, wie sie jetzt in den Ortsteilen durchgeführt werden. Zum Beispiel, indem wir verstärkt die Migrantenorganisationen und weitere vermittelnde Akteure einbinden.“ Entsprechende Aktionen würden noch weiter verstärkt und hier gebe es bereits einen „regen Austausch zwischen verschiedenen Beteiligten.“

Die Ideen reichen dabei von „PoP-Up“-Impfstationen, über Impfaktionen in Gemeindezentren verschiedener Kulturkreise. Auch die Ansprache sogenannter „Peers“ (Menschen die in gleichen Lebensumständen leben) und die Sichtbarmachung des Themas Impfen – auch in ganz unterschiedlichen Medien – stünden im städtischen Fokus. Dazu gehören auch die Social-Media-Aktivitäten der Stadt und die Übersetzung eigener Texte in Fremdsprachen. Zudem gebe es auf der Website der Integrationsbeauftragten der Bundesregierungen entsprechende Infobroschüren und Plakate in verschiedenen Sprachen.

Rülke und Schweickert fordern „mehr Impfstoff“

Die FDP-Landtagsabgeordneten Hans-Ulrich Rülke und Erik Schweickert sehen vor allem Gesundheitsminister Manne Lucha in der Verantwortung. Man habe „seit Monaten zwei toll ausgestattete Impfzentren“, die aber immer noch nicht unter Volllast liefen und beobachte zudem Wartelisten bei Ärzten.

Quelle(n): pm

Besim Karadeniz
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