Die Impfaktionen mit 10.000 zusätzlichen Impfdosen drohen in Pforzheim zu einem Desaster zu werden. Soweit darf es nicht kommen. (Lesezeit: 4 Minuten)
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Noch vor wenigen Tagen wäre das ein praktisch undenkbares Szenario gewesen: Die Stadt hat eine Menge Impfstoff auf Lager und nur die wenigsten wollen ihn. Dass der Impfstoff, der aus einem Sonderkontingent des Landes Baden-Württemberg stammt, vom Impfstoffhersteller Astra-Zeneca ist, scheint dabei für viele Menschen ein echtes Problem zu sein. Und genau das ist ein Problem.
Dass Impfstoffe Impfreaktionen auslösen, ist normal. Normal ist auch, dass diese Impfreaktionen auftreten, je jünger ein Mensch und je agiler sein Immunsystem ist. Dass es bei einem immer noch sehr kleinen Teil der Impflinge zu ernsten Impfnebenwirkungen kommen kann, ist ebenfalls bei vielen Impfstoffen keine Seltenheit. Die Impfquote könnte uns als Gesellschaft auch egal sein, wenn es sich um relativ wenig ansteckende Krankheiten handeln würde, vor der hier geschützt werden soll.
Allerdings haben wir hier mit dem Sars-CoV-2-Virus einen Gegner, der es sehr gut versteht, sich zu verbreiten. Und der unsere Gesellschaft seit nun eineinhalb Jahren in weiten Teilen lahmlegt. Und bei der wir nach drei dramatischen Infektionswellen nun geradewegs auf die nächste Welle zulaufen, die vermutlich zu Beginn der Erkältungssaison an Fahrt gewinnen wird und zusätzlich durch die recht harmlos klingende Delta-Variante befeuert wird. Wenn man sich aber zu Gemüte führt, dass diese Delta-Variante nach ihrer Umbenennung noch als die „indische Variante“ bekannt war und dass Indien nach wie vor ein entsetzliches Infektionsgeschehen, mag das deutlicher werden, wie wichtig eine immunisierte Gesellschaft ist.
Kein politisches, sondern gesellschaftliches Thema
Dass die Stadt offenkundig und erschreckenderweise immer noch in Teilen irrlichtert und auch nach Monaten keine wirkliche Strategie gefunden hat, breite gesellschaftliche Schichten zu erreichen, die offenkundig nicht mehr über Lokalmedien zu erreichen sind oder durch die Fußgängerzone flanieren – und das sind zehntausende Menschen in Pforzheim – ist eine Großbaustelle, die nach der Pandemie schonungslos politisch aufgearbeitet werden sollte. Und aufgearbeitet werden muss. Es genügt eben nicht mehr, aufwendige Zeitungsanzeigen in Zeitungen zu schalten, die von einem Großteil der Bevölkerung nicht mehr gelesen werden.
Nach bewährter publizistischer Methode zu sagen, „Wer sich nicht informiert, ist eben selbst schuld und sollte genau deswegen die Zeitung kaufen“, funktioniert genau in der jetzigen Situation nicht. Wir sitzen – ganz basisdemokratisch – alle im gleichen Boot und müssen alle zusammen wieder in unseren Buden sitzen, wenn die Inzidenzzahlen wieder nach oben wandern. Da habe ich als Bürger schon ein Interesse daran, dass die Stadtverwaltung buchstäblich alles Menschenmögliche tut, die Impfquote zu erhöhen und sei es durch einen persönlichen Brief an alle Bürger.
Daher ist es wichtig, sich impfen zu lassen und zwar genau jetzt! Schon die erste Impfung – auch mit dem Wirkstoff von Astra-Zeneca, baut nach wenigen Tagen einen ersten Schutz vor schweren Covid-19-Verläufen auf und eine Impfung zum jetzigen Zeitpunkt sorgt dafür, dass Ende September/Anfang Oktober dann die zweite Impfung durchgeführt werden kann, die dann genau passend zu Beginn der nächsten Erkältungssaison kommt. Und die mit größter Sicherheit kommen wird.
Es ist daher in der Verantwortung eines jeden, die vierte Welle dadurch abzumildern, in dem man möglichst wenig am Infektionsgeschehen teilnimmt. Das gelingt am ehesten und immer noch am bequemsten mit einer Impfung. Denn wir können einerseits nicht über lange Lockdowns jammern, wenn wir uns gleichzeitig nicht als Gesellschaft bemühen, das Infektionsgeschehen gemeinsam – ganz demokratisch – zu bekämpfen.