Erste Reaktionen aus der Politik zum Ende von Klingel

Klingel-Unternehmenszentrale in der Pforzheimer Sachsenstraße

Politiker sehen das Unternehmen in der Verantwortung gegenüber den Beschäftigten.

(Lesezeit: 4 Minuten)

Die Nachricht über die vergebliche Investorensuche für die insolvente Klingel-Gruppe und die angekündigte Schließung Ende Januar wirft auch in der Politik große Wellen auf.

„Viele Fragen sind zum jetzigen Zeitpunkt noch offen, dennoch lässt sich schon jetzt sagen, dass die Nachrichten des heutigen Tages extrem bitter und schmerzhaft sind – für den Wirtschaftsstandort Pforzheim, aber natürlich vor allem für die betroffenen Beschäftigten, die vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes stehen“, so Oberbürgermeister Peter Boch Mit seiner hundertjährigen Tradition habe das Versandhaus Klingel die Stadt „stark geprägt“ und sei bis heute „einer der bedeutendsten Arbeitgeber vor Ort“ und eine Marke, die in all dieser Zeit immer auch weit über Pforzheim hinaus gestrahlt“ habe.

Die großen Umbrüche im Handel sowie das Erstarken der global agierenden Onlineversandriesen hätten der Branche in den letzten Jahren jedoch „schwer zu schaffen“ gemacht, was auch schon in der Eröffnung des jetzt gescheiterten Insolvenzverfahrens offenbar geworden sei. Nun gelte unser oberstes Augenmerk den Beschäftigten und ihren Familien. „Als Stadt werden wir alles in unserer Macht Stehende tun, um die Betroffenen in dieser schweren Zeit zu unterstützen“, so Boch.

Als Reaktion auf das Scheitern des Insolvenzverfahrens kündigt der OB im ersten Schritt die Einrichtung einer hauptsächlich verwaltungsinterne Taskforce an, zu der als externer Partner auch die Agentur für Arbeit eingeladen wird. Diese Gruppe soll sich zum einen mit der Frage beschäftigen, wie den Mitarbeitenden der Klingel-Gruppe möglichst schnell und unbürokratisch geholfen werden kann, zum anderen wird es um die Zukunft der möglicherweise freiwerdenden Gewerbeflächen gehen.

Krichbaum und Mast sehen das Unternehmen in der Verantwortung

„Die Schließung von Klingel ist eine echte Hiobsbotschaft und ein schwerer Schlag für die 1300 Beschäftigten und ihre Familien und natürlich auch für unsere Region“, so Bundestagsabgeordneter Gunther Krichbaum (CDU) in einer schnellen Reaktion. Aus Gesprächen mit der Geschäftsleitung wisse er, dass dort bis zuletzt um eine tragfähige Lösung und eine Neuaufstellung des Unternehmens gerungen und ein Investor gesucht wurde, „leider ohne Erfolg“.

Mit Klingel gehe nun ausgerechnet „genau 100 Jahre nach der Unternehmensgründung ein Stück Tradition zu Ende, die Pforzheim und seine Wirtschaft entscheidend mitgeprägt“ habe. „Jetzt muss es darum gehen, den Beschäftigten möglichst rasch neue Perspektiven zu bieten“, so Krichbaum. Hier sehe er auch das Unternehmen in der Verantwortung.

„Das ist eine absolute Schockmeldung – insbesondere für die Beschäftigten und ihre Familien, die ganz unmittelbar betroffen sind“, so Bundestagsabgeordnete und Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, Katja Mast. Mast sei irritiert darüber, dass das Unternehmen öffentlich noch vor wenigen Wochen optimistisch eine Sanierung in Eigenverantwortung begonnen habe. Umso überraschender komme nun die komplette Insolvenz.

„Es muss jetzt darum gehen, dass die Beschäftigten nicht im Regen stehen gelassen werden. Hier steht das Unternehmen auch weiterhin ganz klar in der Verantwortung. Ich erwarte, dass die Klingel-Gruppe diese Verantwortung annimmt. Auch für unsere Region ist es ein Einschnitt: Klingel und der Versandhandel gehören zu Pforzheim und haben viele Jahrzehnte die Region geprägt“, so Mast.

„Großes Entsetzen“ bei der SPD

Die SPD Pforzheim nimmt mit „großem Entsetzen“ die Insolvenz des Versandhauses Klingel zur Kenntnis. „Besonders bedauern wir den Verlust der Arbeitsplätze der über 1.000 Beschäftigten. Wurde noch vor wenigen Wochen große Hoffnung in die Eigenverantwortliche Sanierung gesetzt, kommt das Aus doch sehr überraschend“, so SPD-Vorstandschef Martin Müller. Die SPD erwartet, dass die Unternehmensleitung „alles erdenklich Notwendige tut, um den Beschäftigten und ihren Familien eine positive Zukunftsperspektive zu ermöglichen“. Gefragt seien aber auch die Verantwortlichen der Stadt Pforzheim, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die Beschäftigten zu unterstützen. „Das ist der zweite herbe Kahlschlag von Arbeitsplätzen in kurzer Folge. Damit wird die Attraktivität des Standortes Pforzheim noch mal geschwächt“, so Müller.

Besim Karadeniz
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Besim Karadeniz (bka), Jahrgang 1975, ist Autor und Erfinder von PF-BITS seit 2016. Er ist beruflich selbstständiger Web-Berater und -Entwickler. Neben PF-BITS betreut er mehrere weitere Online-Projekte und kann auf einen inzwischen über 25-jährigen Online-Erfahrungsschatz zurückblicken. Neben der technischen Betreuung von PF-BITS schreibt er regelmäßig Artikel und Kolumnen und ist zuständig für den Kontakt zu Partnern und Autoren.