Ach, Uhrenumstellung (2/2024)!

Und auch in diesem Jahr wieder mit unnützem Wissen als Gratisbeigabe zum Artikel!

(Lesezeit: 5 Minuten)

Es ist wieder soweit – Uhrenumstellung von Samstag auf Sonntag. Und so wie jedes Jahr im Oktober: Es geht wieder eine Stunde zurück. Daher wieder unser Hinweis, so gut wie alter Wein:

Die Normalzeit (aka "Winterzeit")
Am jeweils letzten Sonntag des Monats Oktober wird um 3 Uhr die Uhrzeit in der EU und damit auch in Deutschland um eine Stunde zurückgestellt auf 2 Uhr. In diesem Jahr ist das in der Nacht vom 26. auf den 27. Oktober 2024.

Und so wird es kommen: In der sonntäglichen Nacht gibt es wieder zwei Mal 3 Uhr und damit gibt es wieder die Stunde zurückgeschenkt, die im März verlustig gegangen ist. Wenn Sie also am Sonntagmorgen früh um 10 Uhr aufwachen und vorher nicht die Uhr umgestellt haben (und auch nicht auf eine Funkuhr oder ein Smartphone schauen), dann ist es in Wirklichkeit erst 9 Uhr. Damit ist es morgens zur gleichen Zeit wieder etwas heller, während abends die Sonne früher unterzugehen scheint.

Sie warten sicher auf das unnütze Wissen, das wir mit jeder Zeitumstellungsnachricht vermitteln? Das ist schön, ich habe da als Sohn eines Uhrmachers wieder etwas vorbereitet:

Wussten Sie, dass echte Sonnenuhren immer falsch laufen?

So eine Sonnenuhr, wie sie seit der Ornamenta auch auf dem Leopoldplatz steht, ist schön anzuschauen. Die Frage, ob man nach einer Sonnenuhr die Uhrzeit auf der eigenen Uhr einstellen will, sollte man sicherheitshalber jedoch mit Nein beantworten. Denn fast keine Sonnenuhr läuft in unserer modernen Zeit in Deutschland wirklich richtig. Dafür gibt es, so wie immer, mehrere Gründe:

Grund 1: Normalzeit und Sommerzeit

Das ist noch der einfachste Grund: Die meisten Sonnenuhren zeigen die Normalzeit an, das ist also die Zeit zwischen Oktober und März. In der Sommerzeit drehen wir alle unsere Uhren um eine Stunde nach vorn, üblicherweise aber keine Sonnenuhren. Und daher gehen im Sommer die Sonnenuhren eine Stunde nach, wenn sie nicht manuell auf die Sommerzeit umgestellt werden können. Das ist auch bei der Sonnenuhr auf dem Leopoldplatz der Fall – sie geht die meiste Zeit des Jahres „richtig falsch“.

Aber auch die restliche Zeit des Jahres „etwas falsch“, denn nun wird es richtig komplex:

Grund 2: Ortszeit und Zeitzonenzeit

Ob eine Sonnenuhr die korrekte Zeit anzeigt, ist nämlich auch in der Wintersaison davon abhängig, ob man die Ortszeit ermitteln will oder die Zeitzonenzeit. Früher einmal war die Ortszeit die übliche Zeit, nach der man alle Uhren vor Ort eingestellt hat. Klar, man hatte ja auch nur Sonnenuhren zur Zeiteinstellung. Und so passierte es, dass die Ortszeit in Pforzheim durchaus variierte gegenüber der Zeit in anderen Städten, die westlich oder östlich lagen. Da es die längste Zeit der Menschheitsgeschichte kein Radio, Telefon, Internet und auch kein Tiktok gab, war das auch kein sehr großes Problem und wenn man dann doch einmal etwas weiter nach Westen oder Osten reiste, schaute man eben zu, sicherheitshalber früher loszugehen/-fahren/-reiten. Es ist also heute immer die Frage, nach was man eine Sonnenuhr einstellt, Ortszeit oder Zeit der Zeitzone.

Für die Sonnenuhr am Leopoldplatz gilt, wie für die meisten Sonnenuhren: Sie ist auf traditionelle Weise auf Ortszeit eingestellt. Was wiederum das Problem erzeugt, dass sie genau genommen gegenüber allen anderen Uhren, die auf die Mitteleuropäische Normalzeit eingestellt sind, immer etwas nachgeht.

Grund 3: Das „Fast“

Weiter oben referierte ich, dass nur „fast“ alle Sonnenuhren falsch gehen? Jetzt wird es nämlich richtig spannend: Es gibt für jede Zeitzone nämlich eine Referenz und die liegt bei der Mitteleuropäischen Zeitzone bei 15° östlicher Länge. Und dieser so genannte Meridian verläuft in Deutschland gerade noch so im Osten Sachsens, unter anderem genau durch Görlitz, weshalb die Görlitzer Ortszeit in Deutschland am genauesten der Mitteleuropäischen Zeit entspricht.

Sprich: Wird eine Sonnenuhr in Görlitz mithilfe des Sonnenlichts nach der Ortszeit eingestellt, dann läuft sie genau nach der Uhrzeit, die zum Beispiel auch die Funkuhr anzeigt. Nun gut, also auch wieder „fast“, denn das gilt ja dann auch nur für die Zeit zwischen Oktober und März …

Empfehlung: Stellen Sie einfach morgen früh Ihre Armbanduhr um eine Stunde zurück. 😉

Eine feine Sammlung unserer Hinweise zur Zeitumstellung und der vielen Versuche, hochwertiges Wissen dazu mitzuliefern, findet sich in unserem regelmäßig und vollautomatisch ergänztem PF-BITS-Archiv zum Begriff „Zeitumstellung“.

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Besim Karadeniz (bka), Jahrgang 1975, ist Autor und Erfinder von PF-BITS seit 2016. Er ist beruflich selbstständiger Web-Berater und -Entwickler. Neben PF-BITS betreut er mehrere weitere Online-Projekte und kann auf einen inzwischen über 25-jährigen Online-Erfahrungsschatz zurückblicken. Neben der technischen Betreuung von PF-BITS schreibt er regelmäßig Artikel und Kolumnen.